Kleine Kämpfer gegen die australische Aga-Kröten-Pest
"Die Verbreitung von Aga-Kröten über das tropische Australien hat große ökologische Probleme geschaffen", erklärt Rick Shine von der University of Sydney. "Der ideale Weg, die Zahl der Kröten zu kontrollieren, wäre, einen Räuber zu finden, der die Kröten tötet und verspeist, die einheimischen Frösche aber in Ruhe lässt." Einen solchen Räuber aus der Fremde einzuführen, kann aber katastrophale Folge haben - wie auch im Fall der Aga-Kröte, die einst zur Bekämpfung landwirtschaftlicher Schädlinge nach Australien eingeführt wurde. "Daher haben wir einen alternativen Ansatz erkundet - zu schauen, ob man einen einheimischen Räuber nutzen kann", so Shine.
Junge erwachsene Aga-Kröten kurz nach Abschluss der Metamorphose von der Kaulquappe zur Kröte werden des öfteren Opfer räuberischer Ameisen. Daher untersuchten die Biologen, ob es eine Schwachstelle im Verhalten der Amphibien gibt, das sie angreifbar für diese Insekten macht, die eine verhältnismäßig geringe Gefahr für in Australien heimische Frösche darstellen. In Laborversuchen beobachteten sie das Verhalten gerade ausgewachsener Aga-Kröten (Bufo marinus) und Meat Ants (Iridomyrmex reburrus), etwa zu welcher Tageszeit die Tiere aktiv waren und welche Lebensräume sie bevorzugen.
Die Aga-Kröten versagen im Gegensatz zu australischen Froscharten auf der ganzen Linie: Sie suchen eher offenes Gelände und sind tagaktiv, was eine Begegnung mit den räuberischen Ameisen wahrscheinlicher macht. Zudem scheitern sie völlig darin, herannahende Insekten zu erkennen und vor ihnen zu fliehen. Noch dazu verlassen sie sich bei einem Angriff häufig auf ihre Tarnung, einen Verteidigungsmechanismus, der gegen die Ameisen völlig nutzlos ist. Wenn sie die Gefahr dann doch endlich bemerkt haben, sind sie aber zu langsam, zu entkommen - die Kröten machen mit ihren kurzen Gliedmaßen nur kleine, langsame Sprünge.
Diese Unfähigkeit der Aga-Kröte sollte sich zur Bekämpfung einsetzen lassen, denken die Biologen. Dichte oder Standorte von Ameisen-Populationen gezielt zu verändern - besonders in den Perioden, in denen die Kröten ihre Metamorphose zum ausgewachsenen Tier beenden - könnte ihre Zahl entscheidend senken und selbst eine geringfügig höhere Sterberate der Amphibien bereits deutliche Wirkung zeigen. Ob sich die aus der Theorie der Laborumgebung gewonnene Erfahrung auch in der Praxis umsetzen lässt, muss sich allerdings erst noch zeigen.
Die in Mittel- und Südamerika beheimatete Aga-Kröte war 1935 nach Australien eingeführt worden. Die großen, giftigen Kröten sollten der biologischen Schädlingsbekämpfung dienen, in erster Linie auf Zuckerrohrplantagen. Wegen ihres Giftes sind sie jedoch für die meisten in Australien heimischen Räuber ungenießbar bis tödlich. Ohne natürliche Feinde konnten sie sich innerhalb von kurzer Zeit über weite Teile des Landes ausbreiten und zur Plage werden.