Kleine Kämpfer gegen die australische Aga-Kröten-Pest

Australische Raub-Ameisen erscheinen den schädlichen Invasoren nicht als Gefahr, so dass sie ihnen beinahe schutzlos ausgeliefert sind - ganz im Gegensatz zu einheimischen Arten
Sydney (Australien) - Räuberische Ameisen könnten sich als wahre Achillesferse der Aga-Kröte erweisen, die in Australien zur großen Plage geworden ist. Die kleinen Insekten finden in den einst importierten Kröten deutlich leichtere Beute als in einheimischen Arten, haben australische Biologen beobachtet. So könnten sie die außer Kontrolle geratene Ausbreitung der Aga-Kröte möglicherweise beenden. Ursprünglich in Mittel- und Süd-Amerika heimisch, droht den großen Amphibien aufgrund ihrer Giftigkeit von den meisten australischen Räubern keine Gefahr, weshalb sie sich seit Jahrzehnten beinahe ungehindert ausbreitet. Doch den so genannten Meat Ants hat sie nur wenig entgegenzusetzen. Gezielt eingesetzt könnten die Ameisen die Zahl der schädlichen Kröten daher deutlich reduzieren, hoffen die Biologen. Um sicher zu sein, seien aber noch weitere Untersuchungen notwendig, schreiben die Forscher im Fachblatt "Functional Ecology". Solche Schwachstellen zu finden, an denen ein Eindringling an seine neue Umgebung überhaupt nicht angepasst ist, könnte sich auch gegen andere Invasoren als hilfreiches Gegenmittel erweisen.

"Die Verbreitung von Aga-Kröten über das tropische Australien hat große ökologische Probleme geschaffen", erklärt Rick Shine von der University of Sydney. "Der ideale Weg, die Zahl der Kröten zu kontrollieren, wäre, einen Räuber zu finden, der die Kröten tötet und verspeist, die einheimischen Frösche aber in Ruhe lässt." Einen solchen Räuber aus der Fremde einzuführen, kann aber katastrophale Folge haben - wie auch im Fall der Aga-Kröte, die einst zur Bekämpfung landwirtschaftlicher Schädlinge nach Australien eingeführt wurde. "Daher haben wir einen alternativen Ansatz erkundet - zu schauen, ob man einen einheimischen Räuber nutzen kann", so Shine.

Junge erwachsene Aga-Kröten kurz nach Abschluss der Metamorphose von der Kaulquappe zur Kröte werden des öfteren Opfer räuberischer Ameisen. Daher untersuchten die Biologen, ob es eine Schwachstelle im Verhalten der Amphibien gibt, das sie angreifbar für diese Insekten macht, die eine verhältnismäßig geringe Gefahr für in Australien heimische Frösche darstellen. In Laborversuchen beobachteten sie das Verhalten gerade ausgewachsener Aga-Kröten (Bufo marinus) und Meat Ants (Iridomyrmex reburrus), etwa zu welcher Tageszeit die Tiere aktiv waren und welche Lebensräume sie bevorzugen.

Die Aga-Kröten versagen im Gegensatz zu australischen Froscharten auf der ganzen Linie: Sie suchen eher offenes Gelände und sind tagaktiv, was eine Begegnung mit den räuberischen Ameisen wahrscheinlicher macht. Zudem scheitern sie völlig darin, herannahende Insekten zu erkennen und vor ihnen zu fliehen. Noch dazu verlassen sie sich bei einem Angriff häufig auf ihre Tarnung, einen Verteidigungsmechanismus, der gegen die Ameisen völlig nutzlos ist. Wenn sie die Gefahr dann doch endlich bemerkt haben, sind sie aber zu langsam, zu entkommen - die Kröten machen mit ihren kurzen Gliedmaßen nur kleine, langsame Sprünge.

Diese Unfähigkeit der Aga-Kröte sollte sich zur Bekämpfung einsetzen lassen, denken die Biologen. Dichte oder Standorte von Ameisen-Populationen gezielt zu verändern - besonders in den Perioden, in denen die Kröten ihre Metamorphose zum ausgewachsenen Tier beenden - könnte ihre Zahl entscheidend senken und selbst eine geringfügig höhere Sterberate der Amphibien bereits deutliche Wirkung zeigen. Ob sich die aus der Theorie der Laborumgebung gewonnene Erfahrung auch in der Praxis umsetzen lässt, muss sich allerdings erst noch zeigen.

Die in Mittel- und Südamerika beheimatete Aga-Kröte war 1935 nach Australien eingeführt worden. Die großen, giftigen Kröten sollten der biologischen Schädlingsbekämpfung dienen, in erster Linie auf Zuckerrohrplantagen. Wegen ihres Giftes sind sie jedoch für die meisten in Australien heimischen Räuber ungenießbar bis tödlich. Ohne natürliche Feinde konnten sie sich innerhalb von kurzer Zeit über weite Teile des Landes ausbreiten und zur Plage werden.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Maladaptive traits in invasive species: in Australia, cane toads are more vulnerable to predatory ants than are native frogs", Georgia Ward-Fear, Rick Shine et al.; Functional Ecology (doi: 10.1111/j.1365-2435.2009.01556.x)


 

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