Kampf und Freundschaft unter Przewalski-Pferden

Das Verhältnis von erwachsenen zu jungen Tieren in der Gruppe ist entscheidend bei der Entwicklung sozialen Verhaltens
Mit weniger Erwachsenen in der Gruppe kommt es unter Przewalski-Fohlen häufiger zu Auseinandersetzungen, aber auch zu stärkeren Bindungen
Mit weniger Erwachsenen in der Gruppe kommt es unter Przewalski-Fohlen häufiger zu Auseinandersetzungen, aber auch zu stärkeren Bindungen
© Unbekannt / Public domain
Rennes (Frankreich) - Ohne erwachsene Artgenossen aufzuwachsen hat immense Auswirkungen auf die Entwicklung. So ist etwa bei Singvögeln das Erlernen des Gesangs beeinträchtigt, aber auch von anderen Tieren ist bekannt, dass die fehlende Obhut Erwachsener Nachteile mit sich bringen kann. Dieses Bild ergänzen jetzt Beobachtungen französischer Forscher bei frei lebenden Przewalski-Pferden. Entscheidend für die Entfaltung sozialen Verhaltens ist demnach offenbar nicht die absolute Zahl der erwachsenen Tiere, sondern das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Erwachsenen und Jungtieren: Je weniger erwachsene Tiere in der Gruppe auf ein Jungtier kommen, desto aggressiver verhalten sich die jüngeren. Außerdem sondern sich diese dann mehr von den älteren Artgenossen ab und bleiben eher in der Nähe ihrer Altersgenossen, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt "PLoS ONE".

"Dies ist die erste Studie, die einen Zusammenhang aufzeigt zwischen dem Erwachsenen-Nachwuchs-Mischungsverhältnis und Aggressionsaufkommen und sozialem Zusammenhalt junger Individuen unter natürlichen Umständen", schreiben Marie Bourjade, Alice de Boyer des Roches und Martine Hausberger von der Universität Rennes 1. Die Erkenntnisse aus ihrer Studie könnten ihrer Ansicht nach helfen, zu verstehen, auf welche Weise Erwachsene Einfluss nehmen, und optimale Voraussetzungen etwa für den Aufbau von Tiergruppen oder sogar des Schulunterrichts zu schaffen.

Die Forscher hatten sich bei ihren Beobachtungen von fünf Gruppen von Przewalski-Pferden (Equus ferus przewalskii) auf zwölf Jungtiere im Alter von ein und zwei Jahren konzentriert. Das Mischungsverhältnis von adulten Tieren, die älter als drei Jahre waren, und den jüngeren Tieren unterschied sich dabei in den verschiedenen Pferdegruppen. Dieses Mischungsverhältnis wirkte sich unmittelbar auf das Sozialverhalten der Jungtiere aus, stellten die Wissenschaftler fest. Bei weniger erwachsenen Gruppenmitgliedern pro Jungtier verhielten sie sich aggressiver, sonderten sich mehr von den älteren Artgenossen ab und entwickelten dafür aber stärkere Bindungen untereinander. Dies belege, dass ausgewachsene Artgenossen offenbar eine zentrale Rolle dabei spielen, aggressives Verhalten in moderate Bahnen zu lenken, schreiben Bourjade und Kollegen.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Adult-Young Ratio, a Major Factor Regulating Social Behaviour of Young: A Horse Study", Bourjade M, de Boyer des Roches A, Hausberger M; PLoS ONE (Vol. 4 (3): e4888. doi:10.1371/journal.pone.0004888)


 

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