Hygiene im Termitenbau: Kot gegen Krankheitserreger

Formosa-Termiten schützen sich vor Infektionen, indem sie Bakterien auf ihren Fäkalien wachsen lassen, die Antibiotika produzieren
Die Bekämpfung holzfressender Termiten kostet jährlich mehr als eine Milliarde Dollar.
Die Bekämpfung holzfressender Termiten kostet jährlich mehr als eine Milliarde Dollar.
© Shutterstock, Bild138668297
Fort Lauderdale (USA) - Insekten mit unterirdischen Nestern müssen sich und ihre Brut vor Infektionen durch Bodenbakterien und Pilzen schützen. Formosa-Termiten nutzen dazu ihren Kot, den sie auch als Baumaterial einsetzen. Er dient als Nährstoff für spezielle Bakterienarten, die antibiotisch wirksame Stoffe produzieren, berichten amerikanische Biologen. Sie konnten zeigen, dass Bakterien der Gattung Streptomyces das Wachstum eines Bodenpilzes hemmen, der für die Insekten tödlich ist. Diese und zahlreiche weitere Bakterienarten in den Nestern bilden wahrscheinlich eine hochwirksame Barriere, die das Eindringen unterschiedlicher Krankheitserreger verhindert, schreiben die Forscher im Fachblatt „Proceedings of the Royal Society B“.

Es sei anzunehmen, aber noch nicht nachgewiesen, dass die im Tunnelsystem der Termiten lebenden Streptomyceten ursprünglich freilebende Bodenbakterien waren, die von den Insekten in das Nest gebracht wurden, erklären Thomas Chouvenc und Kollegen von der University of Florida in Fort Lauderdale. Die Biologen untersuchten fünf Nester der Termitenart Coptotermes formosanus, eines gefürchteten Holzschädlings, der sich auch in den gemäßigten Zonen ausbreitet. Insgesamt konnten sie daraus mehr als 500 Bakterienstämme aus der Klasse der Actinobacteria anzüchten. Die meisten davon waren Streptomyceten. Arten dieser Gattung sind als Produzenten verschiedener Antibiotika bekannt, darunter Streptomycin, Tetracyclin, Nystatin und Chloramphenicol.

Als Nährmedium für die Anzucht der Bakterien diente den Forschern eine schwammartige Substanz, die die Termiten als Baumaterial in ihren Nestern nutzen. Sie besteht aus einem Gemisch von Kot und zerkauten Holzpartikeln. Etwa 70 Prozent der Bakterienstämme bildeten im Labor Wirkstoffe, die das Wachstum von anderen Bakterien oder von Pilzen hemmten. Eine noch nicht endgültig identifizierte Streptomyces-Art, die in allen fünf Nestern nachweisbar war, zeigte eine besonders starke Hemmwirkung auf den Pilz Metarhizium anisopliae, einen für zahlreiche Insekten tödlichen Parasiten. In Gegenwart dieser Streptomyceten verringerte sich das Wachstum des Pilzes nach sechs Wochen um 70 Prozent. Welcher Wirkstoff dafür verantwortlich ist, wissen die Biologen noch nicht. Dieser und die von den anderen Actinobakterien freigesetzten antimikrobiellen Substanzen dürften den Termiten einen effektiven Schutz gegen ein breites Spektrum von Krankheitserregern bieten. Darunter könnten auch bisher unbekannte Hemmstoffe sein, die sich als Antibiotika für medizinische Zwecke einsetzen ließen.

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