Hubble lichtet neuen Kometen ab

Aufnahmen des Weltraumteleskops zeigen: Der 2012 entdeckte Komet ISON hat mittlerweile einen deutlich sichtbaren Schweif - ab Herbst könnte er mit bloßem Auge zu sehen sein
Hubble-Aufnahme des Kometen C/2012 S1 (ISON). Der Komet wird die Sonne so nah passieren, dass er voraussichtlich zu den besonders hellen „Sonnenstreifern“ gehört.
Hubble-Aufnahme des Kometen C/2012 S1 (ISON). Der Komet wird die Sonne so nah passieren, dass er voraussichtlich zu den besonders hellen „Sonnenstreifern“ gehört.
© NASA / ESA / J.-Y. Li, Planetary Science Institute / Hubble Comet ISON Imaging Science Team
College Park (USA) - Voriges Jahr konnten zwei Amateurastronomen aus Russland und Weißrussland eine wichtige Entdeckung verkünden: Sie hatten als erste den Kometen mit der wissenschaftlichen Bezeichnung C/2012 S1 entdeckt, der nach seinem Entdeckernetzwerk auch ISON heißt. Das Weltraumteleskop Hubble hat nun die bislang detailliertesten Aufnahmen dieses Kometen gemacht, der erstmals ins Zentrum unseres Sonnensystems fliegt und Ende dieses Jahres für ein Schauspiel am Himmel sorgen könnte. Astronomen weltweit erhoffen sich von diesem leuchtstarken Himmelskörper Aufschluss über die Entstehung solcher Fels- und Eisbrocken in den dunklen und kalten Randregionen unseres Sonnensystems. Deshalb wollen sie genau verfolgen, welche Gase im Schweif von ISON auftreten, wenn er immer schneller Richtung Sonne fliegt, dabei immer heißer wird und eine immer größere Schleppe an Gas- und Staubteilchen hinter sich herzieht.

„Wir wollen das Verhältnis der drei wichtigsten Eisarten bestimmen: von Wassereis, von gefrorenem Kohlenmonoxid und von gefrorenem Kohlendioxid, auch Trockeneis genannt“, sagt der Astronom Michael A’Hearn von der Universität Maryland. „Daraus können wir schließen, bei welcher Temperatur der Komet entstanden ist, und über die Temperatur können wir ermitteln, an welchem Ort in unserem Sonnensystem er entstanden ist.“ Denn die Temperatur nimmt mit zunehmender Entfernung von der Sonne ab. In den Außenregionen unseres Sonnensystems, noch weit jenseits der Bahn des Zwergplaneten Pluto, liegen der Kuiper-Gürtel und die Oortsche Wolke. Über beide Regionen ist nicht viel bekannt, außer dass in ihnen viele Kometen beheimatet sind, von denen hin und wieder einer den Weg ins Innere unseres Sonnensystems antritt. ISON, der seinen Namen dem International Scientific Optical Network verdankt, stammt wahrscheinlich aus der weit außen gelegenen Oortschen Wolke.

Dank der neuen Bilder konnten die Forscher schon erste Erkenntnisse über den „schmutzigen Schneeball“ gewinnen, wie solche Himmelskörper aufgrund ihrer Zusammensetzung auch genannt werden. Der feste Kern des Kometen ist anscheinend nur rund fünf Kilometer groß. Mittlerweile hat ISON aber Jupiter passiert und ist mit 75.000 Stundenkilometern und weiter beschleunigend auf dem Weg ins innere Sonnensystem. Aufgrund des Erhitzens durch die Sonne gasen bereits größere Mengen Eis aus ihm aus. Dies erzeugt den Koma genannten vorderen Bereich des Kometen, der bereits rund 5000 Kilometer groß ist. Aus diesen Gasen und Staubteilchen hat sich mittlerweile auch ein beachtlicher Schweif von etwa 100.000 Kilometern Länge gebildet, groß genug, dass Hubble ihn nicht mehr auf einem Bild einfangen kann.

Im Spätherbst, wenn ISON seine größte Annäherung an die Sonne erreicht, könnte er heller als der Vollmond werden und damit einer der spektakulärsten Himmelskörper unserer Zeit. Er wird seinen sonnennächsten Punkt am 28. November erreichen und dabei weniger als einen Sonnendurchmesser Abstand von unserem Zentralgestirn haben, bevor er – um einiges an Material erleichtert – wieder in die eisigen Randregionen unseres Sonnensystems entschwindet. Es ist aber leider schwer vorherzusehen, ob das Himmelsschauspiel von ISON wirklich so großartig ausfällt wie von vielen Amateurastronomen ersehnt. Neu entdeckte Kometen besitzen die unangenehme Eigenschaft, Erwartungen zu enttäuschen, indem sie frühzeitig zerfallen oder ihr Material zu schnell verlieren. Die bisherigen Aufnahmen sind allerdings vielversprechend und könnten die Forschung voranbringen, selbst wenn ISON nicht die versprochene Helligkeit erreichen sollte.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: NASA


 

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