Hormonspiegel zeigt Demenzrisiko an
„Adiponektin ist ein zusätzlicher möglicher Faktor, der zur Entwicklung einer Alzheimer-Demenz oder anderer Demenzformen beitragen könnte“, erklären Ernst Schaefer von der Tufts University in Boston und seine Kollegen. Es sei bekannt, so die Forscher, dass im Gehirn von Alzheimer-Patienten die Insulinfunktion gestört ist. Da Adiponektin die Insulinwirkung verbessert und dadurch den Zuckerstoffwechsel normalisiert, hatte man auch eine positive Wirkung des Hormons auf die Hirnfunktion erwartet. Die neue Untersuchung kommt jedoch zum gegenteiligen Ergebnis.
An der Studie nahmen 840 überwiegend weibliche Patienten teil, die im Schnitt 76 Jahre alt waren und noch keine Anzeichen einer Demenz zeigten. Im Abstand von zwei Jahren ermittelten die Wissenschaftler Blutwerte für Adiponektin und andere Verbindungen, die beim Zuckerstoffwechsel und bei Entzündungsreaktionen eine Rolle spielen. Im Verlauf von durchschnittlich 13 Jahren erkrankten 159 Personen an einer Demenz, 125 davon an Alzheimer. Für die statistische Auswertung wurden bekannte Risikofaktoren wie Alter, Bildungsstand, APOE-Gentyp, Body-Mass-Index und Gewichtsveränderungen berücksichtigt.
Als einziger der gemessenen Blutwerte zeigte der Adiponektin-Spiegel bei den Frauen einen direkten Zusammenhang mit dem Demenzrisiko. Lag der Messwert zu Beginn der Studie oberhalb des Mittelwertes, stieg das Alzheimer-Risiko fast auf das Doppelte im Vergleich zu denen mit niedrigem Hormonspiegel. Die Forscher schließen nicht aus, dass ein Anstieg des Adiponektin-Spiegels eine Schutzreaktion des Körpers auf bereits eingetretene aber unerkannte Hirnschädigungen sein könnte. Neue Studien mit einer größeren Zahl männlicher Teilnehmer sollen klären, ob der beobachtete Zusammenhang tatsächlich nur auf Frauen zutrifft. Das wäre nicht unwahrscheinlich, denn Frauen haben sowohl generell höhere Adiponektin-Blutwerte als auch ein höheres Demenzrisiko als Männer.