Herzkranke Mumien

Arteriosklerose war schon vor 3500 Jahren verbreitet: Computertomographische Aufnahmen belegen Spuren der Gefäßverkalkungen auch bei ägyptischen Mumien
Eine der Mumien bei der Computertomographie
Eine der Mumien bei der Computertomographie
© Dr. Michael Miyamoto / UC San Diego
Orlando (USA) - Auch die Alten Ägypter litten schon unter Gefäßverkalkung - und jenseits der 45 kam dies bei Angehörigen höherer sozialer Ränge wohl nicht selten vor. Das belegen eindeutige Verhärtungen der Blutgefäße, welche ein interdisziplinäres Forscherteam bei mehreren rund 3500 Jahre alten Mumien mithilfe von Computertomografie ausfindig gemacht hat. Klares Fazit: Arteriosklerose und damit einhergehende lebensbedrohliche Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall sind nicht alleine eine Erscheinung der Neuzeit. Über ihre Untersuchungen berichten die Wissenschaftler aus Ägypten und den USA im Fachblatt "JAMA" sowie auf einer Tagung der der American Heart Association in Orlando.

"Arteriosklerose ist unter der modernen Bevölkerung allgegenwärtig und trotz der Unterschiede in altertümlichen und modernen Lebensstilen war sie auch unter Alten Ägyptern mit hohem sozioökonomischem Status recht verbreitet ", erläutert Gregory S. Thomas von der University of California in Irvine. "Die Ergebnisse legen nahe, dass wir mehr als moderne Risikofaktoren in Betracht ziehen müssen, um die Krankheit vollständig verstehen zu können." Das Team aus Medizinern, Ägyptologen und Konservatoren hatte die kompletten Körper von zwanzig Mumien, datiert auf ein Alter von 1981 vor Christus bis 364 nach Christus, mittels Computertomographie gescannt und die Aufnahmen analysiert. Von zwei weiteren zuvor gescannten Mumien zogen sie die Daten hinzu. Besonderes Augenmerk legten die Forscher auf das Herz-Kreislauf-System.

Bei 9 der 16 Mumien, bei denen auch nach dem Prozess der Mumifizierung noch Herz oder Gefäße zu identifizieren waren, konnten Thomas und seine Kollegen Kalkablagerungen finden - entweder ganz klar an den Gefäßwänden selbst oder an Stellen, an denen aufgrund der Anatomie Gefäße hätten entlanglaufen sollen. Bei fünf der Mumien stellten sie damit eine eindeutige, bei weiteren vier eine mögliche Arteriosklerose fest. Einige der Mumien hatten in bis zu sechs verschiedenen Arterien Verkalkungen.

Auch damals schon waren die Gefäßverhärtungen, nämlich Ablagerungen von Fett, Cholesterin, Kalzium und anderen Substanzen, wohl eine Frage des Alters: Anhand von Skelettuntersuchungen konnten die Forscher das ungefähre Alter einschätzen, in dem die Personen einst verstorben waren. Von denjenigen, die demnach jenseits der 45 gestorben waren, zeigten sieben von acht Anzeichen von Arteriosklerose. Bei den jüngeren war dies dagegen bei nur zwei von acht der Fall. Die Gefäßverhärtungen trafen dabei Frauen und Männer gleichermaßen.

Bei einem Großteil der Mumien konnte darüber hinaus der soziale Status ermittelt werden - sie stammten alle aus höheren Schichten, hatten etwa am Hof des Pharaos gelebt oder ein Priesteramt bekleidet. "Wir wissen nicht, ob Arteriosklerose bei einer der Mumien zum Ableben geführt hat", sagt Thomas, "aber wir können bekräftigen, dass die Krankheit bei vielen vorhanden war."

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Computed Tomographic Assessment of Atherosclerosis in Ancient Egyptian Mummies", Gregory S. Thomas et al.; Journal of the American Medical Association (JAMA),(Vol 302, S. 2091)


 

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