Heißes Eisen(oxid) in der Mikrowelle
"Derzeit verliert im Mikrowellenofen erhitztes Essen Wärme an das kalte Geschirr, weil das Geschirr für Mikrowellen durchsichtig ist", erklärt Sridhar Komarneni, Professor für Mineralogie und Materialforscher an der Pennsylvania State University (PSU). Die Teller seien nach dem Kochvorgang immer noch kalt, es sei denn, Wärme fließt durch den Kontakt mit dem heißen Essen auf sie über. Die Moleküle herkömmlicher Keramik bleiben von Mikrowellen unberührt, während Wassermoleküle davon in Schwingungen versetzt werden und sich auf diesem Wege erhitzen. Für die neuartige Keramik kombinierte Komarneni zwei Substanzen in Pulverform, gemeinsam mit Hiroaki Katsuki und Nobuaki Kamochi, Forschern des japanischen Saga Ceramic Research Laboratory.
Das Mineral Petalit, ein farbloses bis roséfarbenes Silikat, enthält Aluminium, Lithium und Silizium und dehnt sich bei Erwärmung kaum aus, so dass es bereits heute als Grundstoff für hitzeschock-beständige Keramiken dient. Magnetit ist die stabilste Form von Eisenoxid und hat die Fähigkeit, sich unter Mikrowellen zu erhitzen. Beide Substanzen werden in Pulverform gemischt und im Sinterprozess in Form gepresst, bevor sie in zwei Stufen zur Keramik gebrannt werden. Dabei verändert sich das Magnetit von Fe3O4 zum Eisenoxid Fe2O3, das sich unter Mikrowellen erhitzt. Die relativ niedrige Wärmeleitfähigkeit des Materialmixes sorgt dafür, dass die Wärme danach nur langsam abfließt. Komarneni und Kollegen wollen ihre Entwicklung gezielt als Mikrowellengeschirr vermarkten.
Zudem betonen sie aber auch die Eignung des Materials zur Schadstoffvernichtung: "Die Keramiken haben mögliche Anwendungen bei der Sanierung organischer Schadstoffe, indem sie den ultraschnellen Zerfall unter Mikrowellenbestrahlung begünstigen", schreibt das Team im Fachblatt. Zur Demonstration nutzten sie harmloses Pflanzenöl, das sie dünn auf eine dicke Platte ihrer Keramik auftrugen. Nach 120 Sekunden unter Mikrowellen waren 98 Prozent des Öls in seine Bestandteile zerfallen und verschwunden. "In einem geschlossenen System", so Komarneni, könnten wir dieses Material vielleicht nutzen, um organische Schadstoffe im Boden zu zersetzen". Im optimierten Prozess erwartet er niedrigere Energiekosten und weniger Rückstände als bei vielen herkömmlichen Methoden.