Gutes Cholesterin für ein gutes Gedächtnis?

Ältere Menschen mit hohem HDL-Cholesterinspiegel zeigen bessere Gedächtnisleistungen
London (Großbritannien) - Ein hoher Blutspiegel an HDL-Cholesterin, dem so genannten "guten" Cholesterin, beugt einer Arterienverkalkung vor, da das Cholesterin in dieser Form aus den Blutgefäßen abtransportiert wird. Doch der Gehalt an HDL-Cholesterin im Blut könnte auch das Auftreten von Altersdemenz beeinflussen, wie aus einer britischen Studie hervorgeht. Danach schneiden Menschen mittleren Alters, deren HDL-Blutwerte sehr gering sind, im höheren Alter besonders schlecht bei Gedächtnistests ab. Ein starkes Absinken des Spiegels an "gutem" Cholesterin könnte daher das altersbedingte Nachlassen bestimmter Hirnleistungen beschleunigen und somit mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden sein, schreiben die Forscher im Fachblatt "Arteriosclerosis, Thrombosis and Vascular Biology".

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass HDL-Cholesterin eine wichtige Rolle für das Gedächtnis spielen könnte. Daher sollten Ärzte und Patienten darauf achten, den HDL-Cholesterinspiegel zu kontrollieren", sagt Archana Singh-Manoux vom französischen Forschungsinstitut INSERM. Zusammen mit Kollegen des University College London hatte sie Daten einer britischen Langzeitstudie ausgewertet, an der 3673 Personen teilnahmen. Im Alter von 55 und 61 Jahren wurden Gedächtnistests durchgeführt und die Blutfettwerte bestimmt. Besonders im höheren Alter war ein niedriger HDL-Wert (unter 40 mg/dL) gekoppelt mit einem deutlich schlechteren Gedächtnis im Vergleich zu den Probanden mit sehr hohen Messwerten (über 60 mg/dL). Männer und Frauen unterschieden sich in ihren Ergebnissen kaum. Zwischen der Gedächtnisleistung und anderen gemessenen Blutwerten wie Gesamtcholesteringehalt und Triglyceridspiegel ergab sich kein Zusammenhang.

Wie der beobachtete Zusammenhang zu erklären ist, wissen die Forscher noch nicht. "Es ist möglich, dass HDL-Cholesterin die Bildung des Beta-Amyloidpeptids verhindert", sagt Singh-Manoux. Aus diesem Eiweißstoff bestehen die Ablagerungen, die bei der Alzheimer-Krankheit im Gehirn entstehen. Aber das "gute" Cholesterin könnte auch nur dafür sorgen, dass die Blutgefäße im Gehirn länger gesund bleiben und auf diese Weise die Gehirnleistung im Alter verbessern. Außerdem wäre es denkbar, dass sich der entzündungshemmende Effekt des HDL-Cholesterins positiv auswirkt. Eine kausale Beziehung ist allerdings nicht erwiesen. Es bleibt also ungeklärt, ob eine Erhöhung des HDL-Spiegels das Nachlassen kognitiver Fähigkeiten verlangsamen würde.

American Heart Association
Quelle: "Low HDL Cholesterol Is a Risk Factor for Deficit and Decline in Memory in Midlife. The Whitehall II Study", Archana Singh-Manoux et al., Arteriosclerosis, Thrombosis and Vascular Biology, 2008; doi: 10.1161/ATVBAHA.108.163998


 

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