Große Füße – schöne Frau

Die Vorliebe für kleine weibliche Füße ist zwar weltweit verbreitet, doch nicht seit Urzeiten im Menschen festgelegt: Einige Kulturen bevorzugen das Gegenteil
Auch wenn die Füße der Frauen bei der Feldarbeit nicht zu sehen sind, verleiht ihre Größe den Frauen doch Attraktivät.
Auch wenn die Füße der Frauen bei der Feldarbeit nicht zu sehen sind, verleiht ihre Größe den Frauen doch Attraktivät.
© Geoff Kushnick, UWashington
Seattle (USA) - ʺʺObwohl Schönheit im Auge des Betrachters liegen soll, waren sich Forscher bislang einig, dass manche optischen Schlüsselreize weltweit fest im Menschen verankert sind: Die breiten Männerschultern etwa, straffe Haut, eine weibliche Sanduhr-Silhouette oder auch kleine Füße bei Frauen. Solche Merkmale signalisieren junge und gesunde Partner für eine fruchtbare Fortpflanzung, sagen Evolutionspsychologen – was etwa im alten China zu einer extremen Vorliebe für winzig geschnürte Krüppelfüße führte. Die Forscher glaubten bisher, dass sich diese optischen Präferenzen bereits bei unseren Vorfahren vor Jahrmillionen entwickelten und seitdem in unseren Genen festgelegt sind. Doch ein US-Anthropologe zeigt nun, dass auch die Kultur eines Volkes zu diesen Vorlieben beiträgt. Seine Studien in Indonesien führten ihn zu Menschen, die Frauen mit großen Füßen sexuell attraktiver finden, berichtet er im Fachblatt „Human Nature“. In den abgelegenen Dörfern der Karo Batak auf der Insel Sumatra arbeiten die Menschen in Reisfeldern, wobei größere Füße offenbar von Vorteil sind.

„Universelle Merkmale körperlicher Attraktivität gelten als Beweis, dass die Kriterien für die Partnerwahl im Menschen fest verdrahtet sind“, berichtet Geoff Kushnick von der University of Washington in Seattle. Doch seine Ergebnisse aus Indonesien stützen vielmehr die These, „dass die kulturelle Überlieferung von Partner-Vorlieben den Menschen erlaubt, sich ans regionale Umfeld anzupassen und die fest verdrahteten Vorlieben übertrumpfen kann.“ Kushnick hatte 159 Erwachsene aus dem Volk der Karo Batak die Attraktivität von Frauensilhouetten beurteilen lassen. Die fünf Schwarzweißbilder zeigten jeweils eine barfüßige Frau in landestypischer Kleidung und Frisur, die sich zu ihrer Wade beugt. Der einzige Unterschied zwischen den Bildern bestand in der Größe der Füße, die von zwölf Prozent größer bis zwölf Prozent kleiner als der Durchschnittsfuß reichten. Übereinstimmend fanden die Männer und Frauen im Alter von 19 bis 90 Jahren jeweils das Bild mit den größten Füßen am attraktivsten und das mit den kleinsten Füßen am unattraktivsten. Ein Befragter murmelte dabei: „Warum sollte irgendjemand eine Frau mit kleinen Füßen mögen? Wie sollte sie im Reisfeld arbeiten?“

Die Karo Batak sind mit ihrer Vorliebe nicht ganz allein: Frühere Studien hatten zwar gezeigt, dass kleine Füße weltweit bevorzugt werden – im Iran ebenso wie in Brasilien, Litauen, den USA oder auch Indien. Doch in Kambodscha, Papua-Neuguinea und Tansania zeigten sich auch Vorlieben für größere Frauenfüße. Kushnick verglich seine Ergebnisse mit den früheren und untersuchte drei mögliche Einflussfaktoren für die Vorlieben einer Gesellschaft: die Werte der Vorfahren, das ländliche oder städtische Umfeld sowie den Einfluss westlicher Medien. Die Statistik bestätigte nur die letzten beiden Faktoren. Je weniger eine Gesellschaft westlichen Medien ausgesetzt ist und je ländlicher ihr Umfeld, desto eher waren Frauen auf großem Fuße beliebt. Offenbar signalisieren sie Stärke und höhere Produktivität bei der Feldarbeit. In städtischen Gesellschaften mit westlichem Einfluss hingegen bevorzugten die Menschen kleine Füße bei Frauen.

„Kulturelle und soziale Einflüsse spielen eine größere Rolle bei der Partnerwahl als manche Evolutionspsychologen akzeptieren wollen“, fasst Kushnick seine Ergebnisse zusammen. Diese deuteten außerdem darauf hin, so der Forscher, dass die Entwicklung der Menschen weiterhin anhalte: „Da die Partner-Vorlieben die sexuelle Auswahl antreiben, ist es möglich, dass die Unterschiede in der Fußgröße von Männern und Frauen das Ergebnis der jüngeren Evolution sind.“

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