Grippewelle im Anmarsch?
"Mit nur einigen wenigen Teelöffeln Blut können wir jetzt rasch menschliche monoklonale Antikörper herstellen, die das Potenzial haben, für Diagnose und Behandlung neu aufkommender Grippestämme genutzt werden zu können", erklärt Patrick Wilson von der Oklahoma Medical Research Foundation. "Im Angesicht eines Krankheitsausbruchs wäre die Möglichkeit, schleunigst diese menschlichen Antikörper herstellen zu können, von unschätzbarem Wert." Wilson und seine Kollegen isolierten diese hochgradig spezifischen Antikörper unmittelbar aus bestimmten Immunzellen, welche die erste Verteidigungslinie des Immunsystems bilden, indem sie schnell, aber kurz Antikörper herstellen. Dazu beobachteten die Forscher bei Freiwilligen, die eine Grippeimpfung erhalten hatten, diesen spezialisierten Zelltyp.
Sieben Tage nach der Impfung produzierten etwa 70 Prozent der Zellen funktionsfähige Antikörper, welche den Virusstamm erkannten, der im Impfstoff genutzt worden war. Die Wissenschaftler fanden einen Weg, diese grippespezifischen Immunzellen einzufangen und aus diesen dann die ebenfalls grippespezifischen Antikörper zu gewinnen. Die auf diese Weise allein aus menschlichen Zellen stammenden Antikörper können nicht nur vergleichsweise rasch erzeugt werden. Sie sind zudem auch sicherer als solche, die mithilfe von Mäusezellen hergestellt werden. Letztere können unerwünschte Reaktionen wie Abstoßung oder einen allergischen Schock hervorrufen.
Der Ansatz funktioniert theoretisch nicht nur nach jeder beliebigen Impfung, sondern auch bei einer natürlichen Immunantwort durch eine akute oder chronische Infektion. Die Technik kann helfen, bereits bestehende Infektionen zu therapieren oder vor künftigen zu schützen. Zurzeit arbeiten die Forscher daran, mithilfe der Methode auch Antikörper anderer Krankheiten wie Hepatitis, Lungenentzündung oder Milzbrand herzustellen.