Grippeimpfung schützt nicht vor Lungenentzündung
"Ältere Studien haben wahrscheinlich den Schutzeffekt der Grippeimpfung für ältere Menschen aus verschiedenen Gründen überschätzt", sagt Michael Jackson vom Group Health Center for Health Studies in Seattle. An seiner Untersuchung nahmen 3500 Menschen im Alter zwischen 65 und 94 Jahren teil, von denen 1173 an einer Lungenentzündung erkrankt waren. Bei der statistischen Auswertung legten die Forscher besonderen Wert darauf, Einflussfaktoren auszuschalten, die das Krankheitsrisiko unabhängig von einer Grippeimpfung beeinflussen könnten. Dazu zählte vor allem der allgemeine Gesundheitszustand der Probanden. So war zu berücksichtigen, dass sich gesunde Menschen eher impfen ließen als gesundheitlich beeinträchtigte Personen. Außerdem war zu bedenken, dass ein alters- oder krankheitsbedingt geschwächtes Immunsystem die Entwicklung eines starken Impfschutzes erschwert.
Als Kontrolle dienten den Medizinern Fälle von Pneumonien, die bereits vor der jeweils untersuchten Grippesaison auftraten. Bereits in dieser Zeit, so stellten die Forscher fest, erkrankten merkwürdigerweise weniger Geimpfte als Ungeimpfte - ein Effekt der eindeutig nicht auf die Impfung, sondern auf die bessere Gesundheit der Geimpften zurückzuführen war. In den Grippeperioden 2000, 2001 und 2002 ergab sich - unter Berücksichtigung dieses Ergebnisses - kein Unterschied mehr in der Krankheitsanfälligkeit beider Probandengruppen. Entweder verursacht demnach eine Grippe nur einen unerwartet geringen Anteil aller Pneumonien bei alten Menschen. Oder die Impfung wirkt sich auf das mit einer Grippe verbundene Pneumonierisiko kaum aus. Noch lässt sich nicht sagen, so die Forscher, welche dieser Erklärungen zutrifft. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass die Wirksamkeit des Impfstoffs möglicherweise durch eine höhere Dosierung verbessert werden müsse.