Grippe: Höhere Feuchtigkeit der Raumluft schützt den Arzt vor Ansteckung

Studie simuliert Situation beim Kontakt zwischen Grippepatient und medizinischem Personal im Untersuchungszimmer
Haar-Hygrometer zur Messung der relativen Luftfeuchtigkeit
Haar-Hygrometer zur Messung der relativen Luftfeuchtigkeit
© Daniel FR (gemeinfrei)
Morgantown (USA) - Grippeviren werden meist durch Einatmen virushaltiger Tröpfchen übertragen. Wie die Luftfeuchtigkeit in geschlossenen Räumen die Ansteckungsgefahr beeinflusst, haben amerikanische Forscher jetzt genauer untersucht. Die Resultate bestätigen, dass trockene Luft für ein hohes Infektionsrisiko sorgt. Die Trockenheit verhinderte eine schnelle Inaktivierung der Viren. Dagegen waren bei einer relativen Luftfeuchtigkeit über 42 Prozent nach einer Stunde nur noch 20 Prozent der Influenzaviren infektiös. Eine ausreichende Luftfeuchtigkeit in Innenräumen ärztlicher Einrichtungen könnte demnach die Gefahr einer Ansteckung durch Grippekranke deutlich verringern, erklären die Wissenschaftler im Fachblatt „PLoS ONE“.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die stärkste schützende Wirkung einer erhöhten Luftfeuchtigkeit bereits in den ersten 15 Minuten eintritt, nachdem die Viren durch Husten in die Luft gelangt sind“, schreiben John Noti und Kollegen vom National Institute for Occupational Safety and Health in Morgantown. Auch die Größe der beim Husten erzeugten Aerosoltröpfchen spielte eine Rolle: Viren in kleineren Tröpfchen blieben länger infektiös als solche in größeren. Für ihre Studie simulierten die Forscher die Situation in einem Untersuchungszimmer, wo Ärzte und Pflegepersonal beim Umgang mit Grippepatienten einem besonders hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind.

Im Abstand von zwei Metern waren zwei menschliche Attrappen aufgebaut. Die eine pustete fünfmal im Minutenabstand eine Suspension von Influenzaviren in die Luft. Das entsprach der Freisetzung eines infektiösen Aerosols beim Husten eines Erkrankten. Die andere Attrappe saugte Luft ein und simulierte Arzt und medizinisches Personal. An verschiedenen Stellen des Raums gesammelte Luftproben trennten die Wissenschaftler nach Partikelgrößen auf und ermittelten jeweils den Gesamtgehalt an Viren sowie den Anteil noch infektiöser Viren. Die relative Luftfeuchtigkeit variierten sie zwischen 7 und 73 Prozent bei einer gleichbleibenden Raumtemperatur von 20 Grad Celsius.

Blieb die Luftfeuchtigkeit unter 24 Prozent, sank die Infektiosität der Viren nur wenig und betrug nach einer Stunde noch zwischen 70 und 77 Prozent. Stieg die Feuchtigkeit über 42 Prozent, war bereits nach 15 Minuten ein großer Teil der Viren inaktiviert und die Infektiosität lag nach einer Stunde nur noch bei 14 bis 22 Prozent. Über den Mechanismus der Inaktivierung äußern sich die Forscher nicht. Es dürfte zwar schwierig sein, so die Autoren, Untersuchungs- und Wartezimmer nachträglich so auszustatten, dass eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit gewährleistet ist. Bei Neubauten sollte dieser Punkt aber stärker berücksichtigt werden, um das Ansteckungsrisiko für Grippe möglichst gering zu halten.

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