Gigantischer Crash der Erdplatten
"Diese gigantische Kollision geschieht seit 50 Millionen Jahren und hat die höchsten Berge der Erde aufgeworfen", schreiben Rainer Kind und Xiaohui Yuan von der Sektion Seismologie am Geoforschungszentrum Potsdam. Ein weit verteiltes Netzwerk aus Bebensensoren lieferte Daten, die den Aufbau der Platten und ihre Dynamik im Detail offenbarten. So schiebt sich die indische Platte etwa 500 Kilometer weit unter Tibet und erreicht dabei eine gewöhnliche Tiefe von 250 Kilometern. Alle zehn Jahre wandern die Gesteinsblöcke einen knappen halben Meter gen Norden und treffen auf die sehr starre Platte des Tarim-Beckens.
Tauchen die Platten von Ozeanen an ihren Rändern unter die Kontinente ab wie beispielsweise an der Westküste Südamerikas, bildet sich eine Subduktionszone. Doch die indische Kruste staucht vielmehr das Material vor sich zusammen und baut dadurch Spannungen auf, die zu zahlreichen Erdbeben in der Region führen. So forderte im Mai 2008 am Ostrand von Tibet das Wenchuan-Beben über 70.000 Tote. Zudem entstand durch diesen Prozesss der Himalaja und das Hochland von Tibet, das höchste und größte Hochplateau der Welt.
Aus dem besseren Verständnis der Abläufe der Kollision der beiden Platten erhofft man sich letztlich, die Erdbebengefahr für die Millionenstädte der in der gesamten Kollisionszone und die dort lebenden Menschen zu reduzieren.