Gesundheit: Immunzellen fressen Nanoröhrchen

Menschliche Immunabwehr könnte sich erfolgreich gegen eingeatmete Nanoröhrchen zur Wehr setzen
Modell eines Nanoröhrchen aus Kohlenstoff in einem Kompositwerkstoff
Modell eines Nanoröhrchen aus Kohlenstoff in einem Kompositwerkstoff
© Nasa
Pittsburgh (USA) - Lungenkrebs und sterbende Körperzellen: Zahlreiche Tierversuche lieferten Hinweise, dass eingeatmete Nanoröhrchen aus Kohlenstoff die Gesundheit ebenso schädigen könnten wie giftige Asbestfasern. Nun fand eine internationale Forschergruppe erstmals ein menschliches Enzym, Myeloperoxidase genannt, das die vielseitigen Nanopartikel zerstören kann. Dieses in der Fachzeitschrift "Nature Nanotechnology" veröffentlichte Ergebnis macht eine Bewertung der Gesundheitsrisiken des Nanowerkstoffs zwar nicht überflüssig. Aber es ebnet den Weg für weitere Entwicklungen von schnellen Transistoren, extrem feste Fasern oder stabile Baustoffe aus Nanoröhrchen.

"Die Fähigkeit von Myeloperoxidase, Nanoröhrchen abzubauen, ist Teil der natürlichen Körperabwehr", sagt Valerian Kagan von der Graduate School of Public Health in Pittsburgh. Zusammen mit irischen und schwedischen Wissenschaftlern beobachteten sie, dass einwandige Nanoröhrchen in einer Zellkultur von Weißen Blutkörperchen gezielt angegriffen und nach der Bildung des Enzyms Myeloperoxidase zerstört wurden. Darauf setzten sie mit Antikörpern präparierte Nanoröhrchen den Abwehrzellen aus. Nach zwölf Stunden waren alle Nanopartikel abgebaut. So behandelte Nanoröhrchen verursachten in Lungengewebe keine Entzündungen mehr.

Dieses Ergebnis ist ein erster Schritt hin zu einer Therapie nach dem Einatmen von einwandigen Nanoröhrchen. Doch zuvor muss diese Immunabwehr im Tierversuch und später in klinischen Tests belegt werden. Dennoch erübrigt sich nicht der verantwortungsvolle Umgang mit den nützlichen Nanoröhrchen. Denn nur so können Ängste gegen dieses Schlüsselmaterial der Nanotechnologie vermieden werden.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Carbon nanotubes degraded by neutrophil myeloperoxidase induce less pulmonary inflammation". Valerian E. Kagan et al.; Nature Nanotechnology, doi: 10.1038/nnano.2010.44


 

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