Geruchsstoff macht Ameisen aggressiv
"Chemische Signale sind die älteste Form der Kommunikation und werden von allen Organismen irgendwie eingesetzt", sagt Neil Tsutsui von der University of California in Berkeley, der Leiter des Forscherteams. Zwar sei bekannt, dass chemische Signale im Leben sozialer Insekten wie der Ameisen eine wichtige Rolle spielen. Bisher sei es aber nicht gelungen, einzelne Substanzen nachzuweisen, die es einer Ameise ermöglichen, Mitglieder der eigenen Kolonie von fremden Ameisen zu unterscheiden. Ameisen und andere Insekten nutzen zur Kommunikation Kohlenwasserstoffe, von denen ein großes Spektrum Bestandteil der Körperoberfläche ist. Im Profil ihrer Kohlenwasserstoffe unterscheiden sich Ameisen verschiedener Kolonien voneinander. Von den einigen hundert unterschiedlichen Alkanen und Alkenen dient aber wahrscheinlich nur ein kleiner Teil der Kommunikation.
Tsutsui und seine Kollegen untersuchten, wie sich die Zusammensetzung der Kohlenwasserstoffe zwischen zwei miteinander kämpfenden argentinischen Ameisen (Linepithema humile) unterscheiden. Auf diese Weise identifizierten sie Substanzen, die als mögliche Erkennungsmerkmale zur Unterscheidung zwischen Freund und Feind in Frage kamen. Sieben dieser im Labor hergestellten Kohlenwasserstoffe setzten die Biologen dann ein, indem sie einzelne Ameisen damit markierten und die Reaktion anderer Ameisen derselben Kolonie beobachteten. Je nach verwendeter Menge und Mischung konnten sie so unterschiedlich starkes aggressives Verhalten auslösen, wie es gegenüber koloniefremden Artgenossen zu erwarten wäre. Ameisen verschiedener Kolonien reagierten unterschiedlich auf einen bestimmten Duftstoff, was für kolonietypische Merkmale spricht. Zwar könnten andere Ameisenarten andere Kohlenwasserstoffe als die jetzt beschriebenen benutzen, so die Forscher. Das Prinzip der chemischen Kommunikation zur Steuerung des Verhaltens dürfte aber wohl generell für alle Ameisen gültig sein.