Geruchsstoff macht Ameisen aggressiv

Forscher haben Duftstoffe identifiziert, die das Verhalten von Ameisen gegenüber Artgenossen steuern
Ameisen kommunizieren über chemische Signale
Ameisen kommunizieren über chemische Signale
© Thomas Netsch
Berkeley (USA) - Ameisen erkennen Mitglieder der eigenen Kolonie am Körpergeruch. Erstmals ist es amerikanischen Biologen jetzt gelungen, einige dieser Geruchsstoffe zu identifizieren und chemisch herzustellen. Indem sie einzelne Ameisen mit einer speziellen Duftmarke versahen, konnten sie aggressives Verhalten zwischen Mitgliedern derselben Kolonie auslösen. Die Kooperation aller Individuen innerhalb einer Kolonie sowie das aggressive Verhalten gegenüber Angehörigen fremder Kolonien sind für das Überleben sozialer Insekten besonders wichtig. Weitere Forschungen sollen zeigen, welche Bedeutung der Geruchssinn für die Evolution Staaten bildender Insekten hatte, schreiben die Forscher im Online-Journal "BMC Biology".

"Chemische Signale sind die älteste Form der Kommunikation und werden von allen Organismen irgendwie eingesetzt", sagt Neil Tsutsui von der University of California in Berkeley, der Leiter des Forscherteams. Zwar sei bekannt, dass chemische Signale im Leben sozialer Insekten wie der Ameisen eine wichtige Rolle spielen. Bisher sei es aber nicht gelungen, einzelne Substanzen nachzuweisen, die es einer Ameise ermöglichen, Mitglieder der eigenen Kolonie von fremden Ameisen zu unterscheiden. Ameisen und andere Insekten nutzen zur Kommunikation Kohlenwasserstoffe, von denen ein großes Spektrum Bestandteil der Körperoberfläche ist. Im Profil ihrer Kohlenwasserstoffe unterscheiden sich Ameisen verschiedener Kolonien voneinander. Von den einigen hundert unterschiedlichen Alkanen und Alkenen dient aber wahrscheinlich nur ein kleiner Teil der Kommunikation.

Tsutsui und seine Kollegen untersuchten, wie sich die Zusammensetzung der Kohlenwasserstoffe zwischen zwei miteinander kämpfenden argentinischen Ameisen (Linepithema humile) unterscheiden. Auf diese Weise identifizierten sie Substanzen, die als mögliche Erkennungsmerkmale zur Unterscheidung zwischen Freund und Feind in Frage kamen. Sieben dieser im Labor hergestellten Kohlenwasserstoffe setzten die Biologen dann ein, indem sie einzelne Ameisen damit markierten und die Reaktion anderer Ameisen derselben Kolonie beobachteten. Je nach verwendeter Menge und Mischung konnten sie so unterschiedlich starkes aggressives Verhalten auslösen, wie es gegenüber koloniefremden Artgenossen zu erwarten wäre. Ameisen verschiedener Kolonien reagierten unterschiedlich auf einen bestimmten Duftstoff, was für kolonietypische Merkmale spricht. Zwar könnten andere Ameisenarten andere Kohlenwasserstoffe als die jetzt beschriebenen benutzen, so die Forscher. Das Prinzip der chemischen Kommunikation zur Steuerung des Verhaltens dürfte aber wohl generell für alle Ameisen gültig sein.

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Quelle: "The scent of supercolonies: the discovery, synthesis and behavioural verification of ant colony recognition cues", Miriam Brandt et al.; BMC Biology (im Druck)


 

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