Geheimnis gelüftet: Wie Akupunktur den Schmerz lindert

Der Neurotransmitter Adenosin spielt eine zentrale Rolle für die Wirksamkeit der uralten fernöstlichen Heilmethode
Akupunkturnadel wie sie heute üblicherweise Einsatz findet
Akupunkturnadel wie sie heute üblicherweise Einsatz findet
© Takumi Fujita
Rochester (USA) - Akupunktur kann Schmerzen lindern - auch wenn bislang nicht völlig klar war wie. Amerikanische Forscher haben nun in Versuchen mit Mäusen einen biologischen Mechanismus ausmachen können, der dieser Wirkung der uralten fernöstlichen Methode zugrunde liegt: Das Drehen der feinen Nadeln löst im angrenzenden Gewebe die Ausschüttung des Botenstoffs Adenosin aus, berichten die Mediziner im Fachblatt "Nature Neuroscience". Dies wiederum aktiviert örtliche, den Schmerz unterdrückende Rezeptoren, was somit den schmerzlindernden Effekt ausübt.

"Akupunktur ist seit 4000 Jahren in bestimmten Teilen der Welt eine der tragenden Säulen medizinischer Behandlung", erläutert Maiken Nedergaard vom University of Rochester Medical Center. "Weil sie aber nicht vollständig verstanden ist, sind viele Menschen skeptisch geblieben. In dieser Arbeit liefern wir Informationen über einen körperlichen Mechanismus, durch den Akupunktur den Schmerz im Körper reduziert." Nedergaard und ihre Kollegen hatten die Wirkung von Akupunktur bei Mäusen untersucht, die in einer Pfote eine Entzündung hatten. Die Nager erhielten eine 30-minütige Akupunkturbehandlung an einem bekannten Akupunkturpunkt in der Nähe des Kniegelenks, bei der die feinen Nadeln alle fünf Minuten vorsichtig gedreht wurden. Ähnlich laufen auch Therapiesitzungen beim Menschen ab.

Sie beobachteten: Während und unmittelbar nach der Akupunkturbehandlung war die Menge an Adenosin im Gewebe nahe der Nadeln 24-mal höher als vor der Behandlung. Gewöhnliche Mäuse, bei denen der Neurotransmitter seine ganz normale Funktion im Körper ausüben konnte, zeigten nach der Akupunktur merklich weniger Schmerzreaktionen - die Beschwerden der Tiere gingen um zwei Drittel zurück. Bei gentechnisch veränderten Mäusen, denen spezielle Rezeptoren für Adenosin fehlten, hatte die Akupunktur aber keinen Effekt. Auch wenn die Nadeln nicht gedreht wurden, blieb die schmerzlindernde Wirkung aus. Die Schmerzen ließen sich allerdings ebenso ohne Akupunktur lindern, wenn die Mediziner Adenosin ins Gewebe brachten.

Nachdem die Mediziner Adenosin somit als einen zentralen Faktor für die Wirksamkeit der Akupunktur identifiziert hatten, konnten sie den biochemischen Mechanismus auch beeinflussen: Mit einem in der Krebstherapie eingesetzten Wirkstoff, der den Abbau von Adenosin im Gewebe verlangsamt, ließ sich der Effekt der Akupunktur deutlich verstärken - die schmerzlindernde Wirkung hielt unter dem Einfluss der Substanz dreimal länger an. Es ist wahrscheinlich, dass Akupunktur eine ganze Reihe verschiedener physiologischer Mechanismen aktiviert. Die Untersuchungen von Nedergaard und ihren Kollegen belegen, dass der Botenstoff Adenosin einer der entscheidenden Faktoren dabei ist.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Adenosine A1 receptors mediate local anti-nociceptive effects of acupuncture", Maiken Nedergaard et al.; Nature Neuroscience (Online-Voabpublikation)


 

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