Früher Kontakt mit Katzen verringert Asthmarisiko

Vom Schutzeffekt des Haustiers profitieren aber nur Kinder mit genetisch bedingt erhöhter Anfälligkeit für die Atemwegserkrankung
Kinder mit hohem Asthmarisiko profitieren von einer Katze im Haus.
Kinder mit hohem Asthmarisiko profitieren von einer Katze im Haus.
© danielam / pixabay.com, CC0 1.0 Universell (CC0 1.0), https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de
Gentofte (Dänemark) - Ob ein Kind an Asthma erkrankt, hängt sowohl von genetischen Faktoren ab als auch von Umwelteinflüssen in den ersten Lebensmonaten. In dieser Zeit könnte der enge Kontakt mit einem Haustier einen schützenden oder schädlichen Effekt haben. Jetzt haben dänische Mediziner den Einfluss von Hunden und Katzen auf das Asthmarisiko von Kindern untersucht. Insbesondere das Zusammenleben mit Katzen verringerte die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung – aber nur bei denen mit nachgewiesener genetischer Vorbelastung, berichten die Forscher im „Journal of Allergy and Clinical Immunology“. Es ergab sich ein direkter Zusammenhang zwischen der Menge an Katzenallergenen im Bettzeug der einjährigen Kinder und der Wahrscheinlichkeit, an Asthma oder einer Lungenentzündung zu erkranken. Weitere Arbeiten könnten dazu führen, genetisch identifizierte, besonders gefährdete Kinder vor einer Erkrankung zu schützen.

„In der Zeit kurz vor bis kurz nach der Geburt können Umweltfaktoren das Reifen des Immunsystems beeinflussen“, schreiben die Wissenschaftler um Hans Bisgaard von der Universität Kopenhagen. Ein enger Kontakt zu Katzen in dieser Lebensphase könnte ein Beispiel dafür sein – mit positiven Auswirkungen auf das Asthmarisiko. Die eindeutigen Ergebnisse der neuen Studie beruhen darauf, dass für sämtliche beteiligten Kinder durch einen Gentest ermittelt wurde, ob eine Veränderung im Chromosomenabschnitt 17q21 ihres Erbguts vorliegt, was mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Asthmaerkrankung im ersten Lebensjahr anzeigt. Für Kinder mit diesem genetischen Merkmal verdoppelt sich das Krankheitsrisiko. Und nur sie profitierten von einem starken Schutzeffekt des Haustiers, was die abweichenden Resultate früherer Studien erklären würde.

Die Forscher erfassten Daten von 377 Kindern, deren Mütter bereits unter Asthma gelitten hatten. Gentests ergaben bei 109 Kindern eine genetisch bedingt erhöhte Asthmaanfälligkeit. Einen Monat nach der Geburt bis zum Alter von sieben Jahren wurden die Kinder alle sechs Monate medizinisch untersucht und dann bis zum zwölften Lebensjahr weiter beobachtet. Die Eltern gaben Auskunft darüber, wie häufig asthmatische Beschwerden auftraten und ob zum Zeitpunkt der Geburt eine Katze oder ein Hund in der Wohnung lebte. Ganz ohne Haustier wuchsen 281 Kinder auf, während 12 Kinder mit beiden Haustieren gleichzeitig Kontakt hatten. Die anderen lebten entweder mit Hund oder Katze. Als die Kinder ein Jahr alt waren, sammelten die Forscher Staubproben aus den Kinderbetten und analysierten die Mengen an tierischen Allergenen. Die Messwerte für diese Substanzen, die an Haaren und Hautschuppen der Tiere haften, dienten als Maß dafür, wie intensiv der Kontakt mit dem Haustier war.

Insgesamt erkrankten 85 Kinder an Asthma. Bei den Kindern ohne das Genmerkmal für erhöhtes Asthmarisiko ergab sich kein Zusammenhang zwischen Erkrankung und Anwesenheit von Haustieren. Bei den anderen war ein Haustier in der Wohnung mit einem 80 Prozent geringeren Krankheitsrisiko verbunden. Ein Zusammenhang zwischen Asthma und der Menge an tierischen Allergenen im Bettzeug bestand aber nur für Katzen. Bei den höchsten Werten dieser Substanzen betrug das Asthmarisiko nur etwa 20 Prozent, bei den geringsten Werten das Doppelte. In den ersten drei Lebensjahren war sowohl die Wahrscheinlichkeit von Asthmasymptomen als auch von Lungenentzündungen (Pneumonie oder Bronchiolitis) umso größer, je höher der Allergengehalt im Bettzeug war.

Die Studie zeigt, dass für die Suche nach krankheitsrelevanten Umwelteinflüssen auch individuelle genetische Merkmale berücksichtigt werden müssen. Noch wissen die Forscher nicht, wie eine Hauskatze das Immunsystem eines Babys beeinflusst, so dass dessen Asthmarisiko sinkt. Möglich wäre ein indirekter Effekt, indem das Haustier Zahl und Artenvielfalt der Mikroben in der Wohnung vergrößert. Dies könnte das unreife Immunsystem auf eine Weise stimulieren, die sich sowohl in einer verstärkten Abwehr von Lungeninfektionen als auch in einem besseren Asthmaschutz auswirkt. Wäre der Wirkmechanismus bekannt, ließen sich gefährdete Säuglinge vielleicht vorsorglich behandeln, um sie vor einer Erkrankungen zu schützen.

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