Frau an der Angel: Fische ködern mit Futter-Attrappe

Zwergdrachenflosser passen spezielle Körperanhängsel an die Ernährungsgewohnheiten der Weibchen ihrer Umgebung an
Mit seiner Angel geht das Zwergdrachenmännchen auf Damenjagd
Mit seiner Angel geht das Zwergdrachenmännchen auf Damenjagd
© Kolm et al. Current Biology
Uppsala (Schweden) - Sich eine Frau angeln – das nehmen Zwergdrachenflosser wörtlich. Die Männchen der südamerikanischen Fischart bilden am Ende eines langen, dünnen Körperfortsatzes eine Art Köder aus, mit dem sie bei der Balz ein Weibchen anlocken. Und wie Angler wissen, ködert es sich am besten mit bereits bekannten und beliebten Leckerbissen. So stellen sich auch Zwergdrachenflosser-Männchen auf die Damenwelt ein. Ihre Köder ähneln dem jeweils bevorzugten Futter, berichten schwedische Biologen im Fachblatt „Current Biology“. So bilden etwa Männchen aus Populationen, die sich hauptsächlich von ins Wasser gefallenen Ameisen ernähren, Fortsätze aus, die eine starke Ähnlichkeit mit Ameisen aufweisen.

„Dies ist ein natürliches Beispiel für eine Angelrute, die konzipiert ist, um die Chance zu maximieren, einen Fisch zu fangen“, sagt Niclas Kolm von der Universität Uppsala. „In diesem Fall nicht irgendeinen Fisch, sondern einen Fisch des anderen Geschlechts.“ Die Biologen hatten bei 17 Populationen von Zwergdrachenflossern (Corynopoma riisei) in deren natürlichen Lebensraum in den Tropen untersucht, ob ein Zusammenhang besteht zwischen der Form der männlichen Köder-Fortsätze und den weiblichen Essgewohnheiten. Diese Beobachtungen ergänzten sie mit Experimenten im Aquarium. Hier testeten sie, ob es sich auf die anziehende Wirkung der männlichen Lockinstrumente auswirkt, welches Futter ein Weibchen kennt.

Das Team konnte zeigen: Die Form der männlichen Köder-Fortsätze variiert in der Natur tatsächlich mit der Ernährung der Weibchen. Die Labor-Versuche erhärteten diese Beobachtung. Weibchen, die etwa an Ameisen gewöhnt waren, schnappten auch bevorzugt nach Männchen, die aus Populationen stammten, in denen Ameisen einen Großteil des Speiseplans ausmachen und deren Köder ein entsprechendes Äußeres hatten. Sich an ihre weibliche Klientel anzupassen, zahlt sich für die Männchen demnach eindeutig aus. Die Grenzen zwischen sexuellen und kulinarischen Vorlieben verschwimmen in Anbetracht dieser Ergebnisse zusehends.

Die Biologen wollten mit ihren Untersuchungen einer Hypothese der Biologie auf den Grund gehen. Die sogenannte Sensory-Drive-Theorie geht davon aus, dass Kommunikation optimiert wird, indem Signalgebung auf die Umweltbedingungen abgestimmt wird. Somit wäre dieser Mechanismus auch ein möglicher Antrieb für die Erweiterung biologischer Vielfalt und die Artenbildung.

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Quelle: „Diversification of a food-mimicking male ornament via sensory drive", Kolm et al.; Current Biology, DOI:10.1016/j.cub.2012.05.050


 

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