Everybody… rock your body - Papageien haben den Groove

Die Vögel wippen im Takt und passen ihre Bewegungen der Geschwindigkeit der Musik an
Cambridge (Großbritannien)/San Diego (USA) - Nicht nur der Mensch hat Rhythmus im Blut: Auch manche Tiere, insbesondere einige Papageienarten, tanzen oder wippen im Takt und sind sogar in der Lage, ihre Bewegungen der Geschwindigkeit der Musik anzupassen. Von dieser Beobachtung berichten sowohl ein US-amerikanisches als auch ein britisches Forscherteam unabhängig voneinander im Fachblatt "Current Biology". Bisher wurde diese Fähigkeit allein dem Menschen zugesprochen. Voraussetzung für das Taktgefühl der Tiere ist vermutlich, dass sie in der Lage sind, Laute zu imitieren. Damit besitzen sie auch die kognitiven Leistungen zum Mitswingen. Das Verhalten zeigt sich allerdings kaum in freier Wildbahn, sondern nur in menschlicher Gesellschaft - letztlich in Ermangelung menschlicher Musik in der Wildnis.

"Wir haben einen Kakadu entdeckt, der zum Takt menschlicher Musik tanzt", erzählt Aniruddh Patel vom Neurosciences Institute in San Diego, Hauptautor der amerikanischen Studie. Snowball - so der Name des Kakadus - gleicht seine Bewegungen dabei an den Takt an und bleibt mit Kopfnicken und Fußheben stets synchron zur Musik. Das konnten die Forscher in einem Experiment zeigen, in dem sie die Musik über eine weite Bandbreite schneller oder langsamer werden ließen. Als einer von Snowballs Lieblingssongs kristallisierte sich dabei übrigens "Everybody" von den Backstreet Boys heraus.

"Lange Zeit hat man gedacht, dass die Fähigkeit, sich zum Takt zu bewegen, einzig beim Menschen vorkommt", erläutert Adena Schachner von der Harvard University in Cambridge, Leiterin der anderen Studie. So gebe es etwa keine Belege, dass Schimpansen im Takt bleiben können und auch keine Beweise, dass Hunde und Katzen ihre Bewegungen an Musik anpassen können, obwohl diese sogar eng mit dem Menschen zusammenleben. Schachner und ihre Kollegen hatten in ihrer Studie das Taktgefühl von zwei Papageien - Backstreet Boys Fan Snowball und Graupapagei Alex - näher untersucht. Die Bewegungen der Vögel passten weit besser zum Musiktakt als es per Zufall zu erwarten gewesen wäre, so Schachner. Um ihre Vermutung zu überprüfen, dass die Fähigkeit für das Imitieren von Lauten eine zentrale Rolle für die Bewegung im Takt spielen könnte, nutzten sie dann die Datenbank YouTube. Dort suchten sie systematisch nach Videos tanzender Tiere, aus denen sie manipulierte Aufnahmen aussortierten. In mehr als 1000 Videos fanden sie überzeugende Hinweise, dass 14 Papageienarten und sogar eine Elefantenart in der Lage sind, den Takt zu halten.

Allen Spezies gemeinsam ist tatsächlich ihre Fähigkeit, Laute zu imitieren, beobachteten die Forscher. Daher vermuten sie, dass diese beide Talente zusammenhängen und das Taktgefühl eine Art Nebenprodukt der Fähigkeit ist, Laute äußern und imitieren zu können. "Wenn man einen Laut imitiert, überwacht man beständig seine Erinnerung an den Laut, den man versucht nachzuahmen, ebenso wie man den Laut überwacht, den man produziert", erläutert Schachner. "So kann man seine Stimmgebung ändern, wenn man einen Unterschied feststellt." Es scheine plausibel, dass die gleichen Mechanismen auch dabei helfen, einen Takt zu halten.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Report: Experimental Evidence for Synchronization to a Musical Beat in a Nonhuman Animal", Schulz et al.; Current Biology (Vol. 19, DOI 10.1016/j.cub.2009.03.038)
"Report: Spontaneous Motor Entrainment to Music in Multiple Vocal Mimicking Species", Hauser et al.; Current Biology (Vol. 19, DOI 10.1016/j.cub.2009.03.061)


 

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