Europäische Studie: Was Kindern schmeckt

Es gibt nationale Unterschiede in den Geschmacksvorlieben, die für länderübergreifende Programme zur gesunden Ernährung berücksichtigt werden sollten
Für Kinder lecker, weil salzig und fett
Für Kinder lecker, weil salzig und fett
© Rainer Zenz / Creative Commons (CC BY-SA 3.0), http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
Bremen - Kinder haben eine besondere Vorliebe für ungesunde Nahrungsmittel wie Leckereien mit hohem Fett- und Zuckergehalt oder stark gesalzene Chips und Pommes frites. Es gibt jedoch auch Unterschiede in den Geschmacksvorlieben. Worauf diese beruhen, hat ein internationales Forscherteam jetzt bei Kindern aus acht europäischen Ländern untersucht. Der stärkste Einflussfaktor war das Land, in dem sie lebten. Außerdem spielte das Alter dabei eine Rolle, wie stark Süßes und Salziges bevorzugt wurde. Andere Einflüsse wie die Empfindlichkeit des Geschmacksinns oder die Art der Ernährung im Säuglingsalter waren dagegen ohne Bedeutung. Will man Kinder dazu bringen, sich gesünder zu ernähren, müssten daher Alter und nationale Eigenheiten berücksichtigt werden, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „Food Quality and Preference“.

„Geschmacksvorlieben unterscheiden sich von Land zu Land; ein einheitliches Präventionsprogramm für eine bessere Ernährung würde daher nicht in allen Ländern gleichermaßen wirksam sein“, sagt Anne Lanfer aus dem Forscherteam von Wolfgang Ahrens am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen. Zusammen mit europäischen Kollegen untersuchte sie den Essgeschmack von 1.700 Kindern im Alter zwischen sechs und neun Jahren aus Italien, Zypern, Estland, Belgien, Schweden, Ungarn, Spanien und Deutschland. Dabei ergaben sich deutliche Unterschiede zwischen den Nationalitäten. So bevorzugten beispielsweise mehr als 70 Prozent der deutschen Kinder Kekse mit höherem Fettgehalt, während das nur 35 Prozent der Kinder aus Zypern taten. Dafür schmeckte den deutschen Kindern naturbelassener Apfelsaft besonders gut, während den Testpersonen aus Schweden, Ungarn und Italien ein Zusatz von Zucker oder Aromastoffen lieber war.

Auch das Alter erwies sich als ein wichtiger Einflussfaktor: Unabhängig von der Nationalität verstärkte sich mit dem Älterwerden bei allen die Vorliebe für süße und salzige Speisen. Dagegen wurde der würzige Umami-Geschmack mit der Zeit immer weniger bevorzugt. Das Geschlecht der Kinder, der Bildungsstand der Eltern und die Empfindlichkeit, mit der die Sinneszellen auf einen Geschmackstoff reagieren, spielten praktisch keine Rolle. Auch ob die Kleinen als Säugling gestillt oder mit der Flasche gefüttert wurden, ob sie viel oder wenig Fernsehen schauten oder ob die Eltern bestimmte Lieblingsspeisen als Belohnung bei der Erziehung einsetzten, war für die Ergebnisse der Geschmackstests in der Studie ohne Belang. Die Resultate unterstreichen die Bedeutung von Alter und kulturellen Einflüssen für die Entwicklung von Geschmacksvorlieben bei Kindern bis zum Alter von neun Jahren, schreiben die Autoren. Daher müsste ein europaweites Programm für eine Ernährungsumstellung im Kampf gegen Fettleibigkeit auf diese Unterschiede Rücksicht nehmen, um erfolgreich zu sein.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg