Erstmals Blitze auf Saturns Tagseite beobachtet

Raumsonde entdeckt riesige Gewitter mit bis zu 200 Kilometer langen Entladungen auf dem Gasplaneten
Falschfarbenbild des starken Blitzes inmitten des riesigen Sturms, der die meiste Zeit des Jahres 2011 auf Saturns nördlicher Hemisphäre tobte. Der weiße Pfeil zeigt auf den Ort, an dem der bläuliche Blitz durch die Wolken zuckte. Rechts im Vergleich derselbe Ort eine halbe Stunde später.
Falschfarbenbild des starken Blitzes inmitten des riesigen Sturms, der die meiste Zeit des Jahres 2011 auf Saturns nördlicher Hemisphäre tobte. Der weiße Pfeil zeigt auf den Ort, an dem der bläuliche Blitz durch die Wolken zuckte. Rechts im Vergleich derselbe Ort eine halbe Stunde später.
© NASA / JPL-Caltech / Space Science Institute
Pasadena (USA) - Nicht nur auf der Erde ist dauerhaft schlechtes Wetter wohlbekannt. Auf der nördlichen Hemisphäre des Saturn tobte im Jahr 2011 die meiste Zeit ein gewaltiger Sturm. Auf Aufnahmen der Raumsonde Cassini aus dieser Zeit konnten Forscher nun erstmals Blitze auf der Tagseite des großen Gasplaneten ausfindig machen. Der jetzige Fund deutet auf außerordentlich starke Gewitter hin: Allein der sichtbare Teil der Blitze ist so stark wie die stärksten je auf der Erde gemessenen Unwetter. Sie zuckten mit 200 Kilometern Länge über Saturns Ammoniakwolken. Sicherlich sind sie aber noch deutlich ausgedehnter, da der Ursprung der Blitze in den tieferen Schichten der Saturnatmosphäre liegt, wo Flüssigkeitströpfchen gefrieren. Auch in der Erdatmosphäre bilden sich die Blitze an dieser Schichtgrenze.

"Wir dachten nicht, dass wir Blitze auf Saturns Tagseite sehen könnten – nur auf der Nachtseite“, so Ulyana Dyudina vom California Institute of Technology. Nachts sind Blitze viel leichter zu beobachten, weil sie nicht von der Sonne überstrahlt werden. Die Forscher schätzen, dass allein der sichtbare Teil eines solchen Blitzes für eine Sekunde rund drei Milliarden Watt elektrische Leistung umsetzt. In zusammengesetzten Bildern, die den gesamten Sturm rund um Saturn zeigen, haben sie bis zu fünf solche Blitze gleichzeitig gesehen.

Die Cassini-Sonde – ein europäisch-amerikanisches Gemeinschaftsprojekt – untersucht seit acht Jahren den Saturn mit seinem bekannten Ringsystem und seinen über 60 Monden. Insbesondere das wechselhafte, mal stürmische und dann wieder ruhige Wetter auf dem zweitgrößten Planeten unseres Sonnensystems fasziniert die Forscher. „Nun, da die Sommerstürme in den nördlichen Breiten der Erde toben, gibt uns Cassini eine großartige Gelegenheit zu sehen, wie das Wetter anderswo in unserem Sonnensystem aussieht“, meint Linda Spilker vom Cassini-Team. Für regengeplagte Mitteleuropäer bleibt die Einsicht, dass die Auswanderung mit der nächsten Rakete sich vielleicht doch nicht lohnt.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: NASA / JPL-Caltech


 

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