Erstes Lippenherpes-Empfindlichkeits-Gen identifiziert
"Weitere Studien sind nötig, um zu ermitteln, wie sich das Gen C21orf91 auf den Verlauf einer HSV-1-Infektion auswirkt", schreiben John Kriesel von der University of Utah in Salt Lake City und Kollegen. Aus früheren Untersuchungen wussten die Forscher bereits, dass mindestens ein Gen auf einem bestimmten Abschnitt des Chromosoms 21 einen Einfluss auf die Häufigkeit hat, mit der die Herpesbläschen auftreten. Jetzt haben sie diesen Bereich des Erbguts bei 618 Probanden aus 43 großen Familien genauer analysiert. 355 Menschen waren HSV-1-positiv, das heißt sie waren mit den Viren infiziert und hatten Antikörper gebildet. Diese Testpersonen machten Angaben darüber, ob und wie häufig sich bei ihnen bisher die Krankheitssymptome entwickelt hatten.
Die weltweit verbreiteten Viren werden meist über den Speichel bereits auf Kleinkinder übertragen. Sie vermehren sich zunächst in Schleimhaut- und Hautzellen und dringen dann in Nervenzellen ein, wo sie in einem inaktiven Zustand lebenslang überdauern. Äußere Faktoren wie fiebrige Erkrankungen, Sonnenbrand oder Menstruation können die Viren reaktivieren, so dass sie sich vermehren. Dabei entstehen bei einigen die Lippenbläschen, bei anderen nicht.
Die Auswertung der Daten führte zur Identifizierung eines Gens, das in geringfügig veränderten Varianten vorkam, die einen Zusammenhang mit der Häufigkeit der Symptome erkennen ließen. Das Gen C21orf91 - von den Forschern nun umbenannt in "Lippenherpes-Empfindlichkeits-Gen-1" (CSSG1) - trägt die Information für ein Protein aus 293 Aminosäuren. Bei Menschen mit einer DNA-Veränderung, die den Austausch einer Aminosäure in diesem Protein zur Folge hat, erhöhte sich die Krankheitsanfälligkeit. Die Funktion des Proteins ist noch unbekannt. Erst wenn sie geklärt ist, kann man nach Wirkstoffen suchen, die diese Funktion so verändern, dass der Infektionsverlauf blockiert oder wenigstens abgemildert wird.