Dreckige Luft nutzt dem Klimaschutz

Eine sauberere Atmosphäre verringert merklich die Kohlendioxidaufnahme von Pflanzen
Wallingford (Großbritannien) - Unter dem durch Luftverschmutzung getrübten Himmel der vergangenen Jahrzehnte speichern Pflanzen deutlich mehr Kohlendioxid als im strahlenden Sonnenschein einer saubereren Atmosphäre. Aerosole in der Luft streuen das Licht, weshalb Blätter effektiver mit Licht versorgt werden. Dass sich das merklich auf die Kohlenstoffbindung auswirkt, zeigt ein britisch-schweizerisches Forscherteam jetzt mithilfe eines globalen Modells, welches erstmals die Netto-Auswirkungen dieses Effekts bewertet. Luftverschmutzung im Zuge des Umweltschutzes zu verringern, würde demnach die Klimaerwärmung zunächst sogar verschlimmern, warnen sie in "Nature".

"Überraschenderweise scheinen die Effekte atmosphärischer Verschmutzung die globale Pflanzenproduktivität von 1960 bis 1999 um ein Viertel erhöht zu haben", sagt Lina Mercado vom Centre for Ecology & Hydrology in Wallingford. "Nachdem andere Effekte mit berücksichtigt wurden, hatte dies einen Anstieg der vom Land gespeicherten Kohlenstoffmenge von 10 Prozent netto zur Folge." Dass Aerosole in der Luft Sonnenstrahlung reflektieren und stärker streuen und so das Klima abkühlen, wissen Forscher schon seit geraumer Zeit. Doch Mercado und ihre Kollegen haben erstmals ein globales Modell eingesetzt, um den Netto-Effekt der Luftverschmutzung auf die Kohlenstoffaufnahme der Pflanzen einzuschätzen. Die Modellrechnungen ergaben nicht nur, dass die stärkere Streuwirkung die Kohlenstoffbindung durch Pflanzen um etwa ein Viertel erhöhte. Darüber hinaus stellten die Forscher fest: Wird die Atmosphäre im Zuge des Umweltschutzes wieder sauberer, wird es nötig sein, die globalen Kohlenstoffemissionen massiv zu senken, um dem beobachteten Effekt entgegenzuwirken. Und dies wird eine große Herausforderung sein.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Impact of changes in diffuse radiation on the global land carbon sink", Lina M. Mercado et al.; Nature (Vol. 458, S. 1014, doi:10.1038/nature07949)


 

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