Diabetes: Insulinresistenz-Gen entdeckt

Eine Mutation hat zur Folge, dass ein für die Insulinwirkung nötiges Protein nicht in ausreichender Menge gebildet wird und der Blutzuckerspiegel steigt
Modell des Insulinmoleküls
Modell des Insulinmoleküls
© Ayacop
Montreal (Kanada) - Beim Diabetes vom Typ 2 verliert das von der Bauchspeicheldrüse gebildete Hormon Insulin seine Blutzucker senkende Wirkung. Jetzt hat erstmals ein internationales Forscherteam ein Gen entdeckt, das diese so genannte Insulinresistenz verursachen kann. Es steuert die Produktion eines Proteins, das bei Kontakt mit Insulin die Aufnahme von Zucker aus dem Blut in Muskelzellen in Gang setzt. Ist ein bestimmter DNA-Baustein in der Nähe dieses Gens verändert, wird weniger Protein gebildet und der Blutzuckerspiegel steigt. Diese Entdeckung könnte einen neuen Ansatz für Diabetestherapien liefern, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal "Nature Genetics".

"Es ist möglich, dass bei Diabetespatienten das Signal, das dieses Gen ein- und ausschaltet, defekt ist", sagt Robert Sladek von der McGill University in Montreal, ein Mitglied des Forschungsteams. Eine Behandlung, die das Gen aktiviert, könnte einen erhöhten Blutzuckerspiegel senken. Durch vergleichende Erbgutanalysen von mehreren tausend Probanden identifizierten die Forscher eine Mutation in der Nähe des Gens für Insulin-Rezeptor-Substrate-1 (IRS1), die im Austausch eines einzigen DNA-Bausteins bestand. Diese Veränderung verringerte die Aktivität des IRS1-Gens um 40 Prozent. Dadurch steht in den Muskelzellen weniger IRS1-Protein zur Verfügung, das nötig ist, damit die Zellen auf Insulin reagieren und Zucker aufnehmen können.

"Das ist der erste genetische Beweis dafür, dass eine Störung der Insulinwirkung in den Muskeln an der Entstehung von Diabetes beteiligt sein kann", sagt Teammitglied Philippe Froguel vom Imperial College London. Jetzt ist eine gezielte Suche nach Wirkstoffen möglich, die die Wirksamkeit von Insulin wiederherstellen und den Blutzucker senken. Die bisher bekannten Mutationen, die das Diabetesrisiko erhöhen, verringern nicht die Wirksamkeit des Hormons, sondern drosseln die Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse.

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Quelle: "A multistage genome-wide association study detects a new risk locus near IRS1 for type 2 diabetes, insulin resistance and hyperinsulinemia"; Nature Genetics, Online-Publikation, DOI: 10.1038/ng.443


 

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