Deutsche Forscher entdecken Gen für Darmkrebsmetastasen
"Die Aktivität des Gens MACC1 im Tumor ist ein unabhängiges prognostisches Merkmal für Metastasenbildung und metastasenfreies Überleben", erklären Ulrike Stein vom Max Delbrück Center für Molekulare Medizin in Berlin und ihre Kollegen von der Charité. MACC1 aktiviert einen Signalübertragungsweg, der die Teilungsaktivität und die Beweglichkeit von Zellen verstärkt. Auf dieses Gen stießen die Forscher, nachdem sie die Aktivitäten sämtlicher Gene von Primärtumoren, Metastasen und normaler Darmschleimhaut von Darmkrebspatienten verglichen hatten. Für ihre Studie ermittelten sie die Aktivität des MACC1-Gens in Tumorgewebeproben von 60 Patienten, die zum Zeitpunkt der Operation noch keine Metastasen gebildet hatten.
Fünf Jahre später waren bei 23 Patienten Tochtergeschwülste gewachsen, 37 blieben frei von Metastasen. Eine hohe MACC1-Aktivität im entfernten Tumor zeigte mit großer Sicherheit das spätere Krebswachstum an. Die Bedeutung des MACC1-Gens bestätigte sich in Tierexperimenten: In Mäuse verpflanzte Krebszellen mit hoher MACC1-Aktivität führten zu schneller wachsenden Tumoren und stärkerer Metastasenbildung als Zellen mit geringer MACC1-Aktivität. Patienten mit hohem Metastasenrisiko könnten durch einen Gentest frühzeitig erkannt, effektiver behandelt und besser überwacht werden. Aus Wirkstoffen, die die MACC1-Aktivität hemmen, ließen sich möglicherweise neuartige Krebsmittel entwickeln. Die Forscher prüfen auch, ob das neu entdeckte Indikator-Gen bei Lungen-, Brust- und Magenkrebs die gleiche Bedeutung hat.