Den Ursachen von Übergewicht und Fettleibigkeit auf der Spur
"Wenn wir die Ursache für die Gewichtszunahme bei den Tieren herausfinden, könnte uns das helfen, die Fettleibigkeit bei Menschen zu bekämpfen", sagt Yann Klimentidis aus dem Forscherteam von David Allison an der University of Alabama at Birmingham. Allison hatte bemerkt, dass das Körpergewicht der Tiere einer Population von Krallenaffen in einem Primatenzentrum im Verlauf mehrerer Jahre deutlich angestiegen war. Dokumentierte Angaben zu Ernährung und Tierhaltung lieferten keine Erklärung dafür. Daraufhin suchten die Forscher nach weiteren aufgezeichneten Daten über Säugetiere, die meist in Gehegen und Tierzuchtbetrieben lebten oder als Haustiere gehalten wurden. Schließlich lagen 24 Datensätze von mehr als 20.000 Tieren - Affen, Nagetiere, Hunde und Katzen - vor, aufgezeichnet über einen Zeitraum von jeweils mindestens zehn Jahren.
Sämtliche Datensätze ließen eine Zunahme des Körpergewichts der Tiere erkennen. In fast allen Fällen stieg auch der Prozentsatz an fettleibigen Tieren an. Dagegen gab es keine allen gemeinsamen zusätzlichen Faktoren wie verbesserte Futterqualität oder eingeschränkte Bewegungsfreiheit, die die Messwerte erklären konnten. Die Forscher diskutieren verschiedene mögliche Ursachen: Der gestörte Hell-Dunkel-Wechsel durch künstliche Beleuchtung könnte das Essverhalten und die Nahrungsverwertung beeinflussen. Bestimmte Viren wie das Adenovirus-36 beim Menschen könnten eine Rolle spielen. Es wäre auch denkbar, dass äußere Faktoren, die Stress erzeugen oder verringern, sowie Klimaveränderungen epigenetische Veränderungen von Genen bewirken, die Nahrungsaufnahme und Körpergewicht regulieren. Vielleicht lässt sich durch Tierversuche eher als durch Studien mit Menschen herausfinden, wie Übergewicht und Fettleibigkeit entstehen und welche Gegenmaßnahmen möglich sind.