Dem Schlaganfall vorbeugen: Auf die Farbe der Nahrung kommt es an
"Einen Apfel täglich zu essen, ist ein einfacher Weg, den Verzehr von weißen Früchten zu erhöhen", sagt Linda M. Oude Griep von der Wageningen Uninversity. Obst und Gemüse aus anderen Farbgruppen solle man deshalb aber nicht verschmähen. "Sie könnten vor anderen chronischen Krankheiten schützen. Darum bleibt es wichtig, viel Früchte und Gemüse zu essen", betont die Medizinerin. Die Forscher hatten insgesamt 20.069 Männer und Frauen im Alter von 20 bis 65 Jahren mit einem umfassenden Fragebogen nach ihren Ernährungsgewohnheiten befragt. Obst und Gemüse waren dabei in vier Farbgruppen eingeteilt: Grün, Orange und Gelb, Rot und Violett sowie Weiß. In die Gruppe der grünen Sorten gehörten etwa Salate und Kohl, zur orange-gelben zählten vor allem Zitrusfrüchte, zur rot-violetten Beeren und rotes Gemüse und in der weißen Gruppe machten Äpfel und Birnen den größten Anteil aus.
Zu Beginn der Untersuchung litt keiner der Probanden unter Herz-Kreislauferkrankungen. Im Laufe der zehn Jahre andauernden Beobachtung wurden 233 Schlaganfälle dokumentiert. Das Schlaganfallrisiko hing mit der Farbwahl auf dem Speiseplan zusammen, fanden die Forscher: Wer reichlich Obst und Gemüse aus der weißen Gruppe zu sich nahm, hatte ein gut 50 Prozent geringeres Schlaganfallrisiko als Probanden, die dies kaum aßen. Bei anderen Farbgruppen konnten die Mediziner dagegen keinen solchen Schutzeffekt beobachten.
In der Tat kann die Farbe eines Obstes beziehungsweise Gemüses mit dessen inhaltlichen Qualitäten in Zusammenhang gebracht werden, denn schließlich beeinflussen gesundheitsfördernde Pflanzenstoffe wie beispielsweise Carotinoide und Flavonoide die Farbgebung. So enthalten Äpfel und Birnen etwa viel Quercetin, einen gelblichen Pflanzenfarbstoff mit antioxidativer Wirkung. Dennoch hat die Studie ihre Schwachpunkte und sollte mit Vorsicht interpretiert werden. Das gibt auch Heike Wersching von der Universität Münster in einem begleitenden Kommentar zu bedenken. So sei zum Beispiel kritisch zu werten, dass lediglich die Selbsteinschätzung der Teilnehmer abgefragt wurde, was keine eindeutige, objektive Einschätzung der Ernährungsgewohnheiten zulässt. "Die Abfrage ist das Schwierigste", sagt Wersching gegenüber Wissenschaft aktuell. "An einen Apfel erinnert man sich vielleicht noch, aber was alles an Gemüse verarbeitet wurde, da wird es schwierig." Außerdem könne das beobachtete geringere Schlaganfallrisiko auch einem generell gesünderen Lebensstil zuzuschreiben sein, sagt die Medizinerin - auch wenn die Studienautoren ihr Möglichstes versucht hätten, andere Lebensstileffekte herauszurechnen. "Trotzdem ist es ein interessantes Konzept und man sollte versuchen, ob es sich in weiteren Studien bestätigen lässt. Es wäre so schön einfach in der Umsetzung."