Das Geheimnis alter Superhirne

Der Mensch kann auch in hohem Alter noch einen messerscharfen Verstand haben - wenn sich in seinem Gehirn weniger so genannte Neurofibrillen gebildet haben
Evanston (USA) - Sind hervorragend funktionierende Gehirne sehr alter Menschen anders als normale alte Gehirne? Dieser Frage ist jetzt ein amerikanisches Forscherteam nachgegangen und hat eine überraschende Antwort gefunden: Alte "Superhirne" haben nur wenige so genannte Neurofibrillen. Das sind fadenartige Strukturen in Hirnzellen, die aus dem Protein Tau bestehen. Dieses Protein steht im Verdacht, Nervenzellen zu zerstören. Je weniger dieser Fibrillen ein hochaltriger Mensch in seinem Gehirn hat, desto besser ist seine kognitive Leistung, zeigen die Forscher auf der Jahrestagung der Society of Neuroscience in Washington.

Fünf Gehirne von mittlerweile verstorbenen Personen mit hervorragenden Verstandesleistungen im hohen Alter hat das Team um Changiz Geula von der Northwestern University untersucht. Das Ergebnis haben die Forscher verglichen mit der Analyse normaler, nicht-dementer alter Gehirne. Dabei zeigte sich, dass die alten Superhirne viel weniger Neurofibrillen hatten als die normalen, nicht-dementen alten Gehirne.

"Dies ist eine aufregende neue Erkenntnis", sagt Changiz Geula von der Northwestern University. "Man hat immer angenommen, dass die Anhäufung solcher Fibrillenbündel ein fortschreitendes Phänomen im Alterungsprozess sei. Aber jetzt sehen wir, dass einige Individuen gewissermaßen immun gegen die Fibrillenbildung sind und dass ihr Vorkommen die kognitive Leistung beeinflusst."

Geula und seine Kollegen haben die Verstandesleistungen der Superhirne noch zu Lebzeiten untersuchen können. Dabei kam heraus, dass die über 80-jährigen Superhirne noch die kognitive Leistungsfähigkeit von 50-Jährigen besaßen. Die alten Menschen konnten zum Beispiel den Inhalt einer Kurzgeschichte noch nach 30 Minuten mit zahlreichen Einzelheiten wiedergeben. Außerdem fielen ihnen noch 15 wichtige Wörter ein, die in der Geschichte vorkamen. "Wir wollen jetzt untersuchen, was die Gehirne dieser Individuen vor den Verwüstungen schützt, die zum Gedächtnisverlust führen", sagt Changiz Geula. Das heißt, man will nach den spezifischen genetischen und molekularen Charakteristiken dieser Gehirne suchen.

Northwestern University
Quelle: Changiz Geula et al., Jahrestagung der Society of Neuroscience in Washington, Society of Neuroscience: http://www.sfn.org/


 

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