Chemo bei Lungenkrebs: Effektiver mit weniger Nierenschäden

Körpereigenes Hormon verbessert Wirksamkeit und verringert Nebenwirkungen einer Behandlung mit platinhaltigen Zytostatika
3D-Molekülstruktur des Activin-Dimers
3D-Molekülstruktur des Activin-Dimers
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Clayton / Darlinghurst (Australien) - Zur Standardbehandlung von Lungenkrebs gehört eine Chemotherapie mit einem platinhaltigen Zytostatikum wie Cisplatin oder Carboplatin. Bei den meisten Patienten ist die Wirkung aber nicht ausreichend, da die Tumorzellen gegen diese Krebsmittel oft eine Resistenz entwickelt haben. Australische Mediziner suchten nun nach den Genen, deren Aktivität für diese Resistenz verantwortlich ist. Sie entdeckten, dass Gene des Activin-Signalweges dabei eine wichtige Rolle spielen. Durch das Hormon Follistatin, einem bekannten Hemmstoff des Activins, ließ sich der Signalweg blockieren, so dass resistente Krebszellen wieder sensibel gegen das Krebsmittel wurden, schreiben die Forscher im Fachblatt „Science Translational Medicine“. Mäuse, die mit einer Kombination aus Carboplatin und Follistatin behandelt wurden, lebten nicht nur länger, sondern zeigten auch weniger Nierenschäden als bei einer Behandlung ohne Follistatin.

„Als Reaktion auf die Chemotherapie wird in resistenten Tumoren von Mäusen verstärkt das Protein Activin gebildet“, sagt Neil Watkins vom Garvan Institute of Medical Research in Darlinghurst. Offenbar aktivieren die Krebszellen einen Signalweg, an dem das Protein Activin beteiligt ist, und schützen sich dadurch vor platinhaltigen Zytostatika. Das ergab ein umfangreiches molekularbiologisches Screening mit Zellkulturen menschlicher Krebszellen. Dabei blockierten die Forscher die Aktivität einzelner Gene durch sogenannte RNA-Interferenz und beobachteten, ob sich dadurch die Wirksamkeit von Carboplatin verändert. Auf diese Weise identifizierten sie das Protein Activin als erfolgversprechenden Ansatzpunkt für einen therapeutisch wirksamen Hemmstoff. Ein solcher natürlicher Hemmstoff ist das auch im menschlichen Körper gebildete Follistatin, das von der Firma Paranta Biosciences in Melbourne hergestellt und bereits zur Behandlung entzündlicher Erkrankungen getestet wird. Es sei zu erwarten, sagt Watkins, dass dieses körpereigene Hormon sehr gut verträglich ist.

In Versuchen mit Mäusen ließ der Zusatz von Follistatin bei der Behandlung mit Carboplatin die Lungentumore stärker schrumpfen und die Tiere lebten länger. Außerdem verursachte die gemeinsame Verabreichung beider Wirkstoffe geringere Nierenschäden. „Solche Entdeckungen, die sowohl die Nebenwirkungen verringern als auch die Effektivität einer Chemotherapie verbessern, sind in der Krebsforschung äußerst selten“, sagt Erstautor Kieren Marini vom Hudson Institute of Medical Research in Clayton. Die Wirkstoffkombination könnte, so Watkins, auch bei Blasenkrebs und einigen anderen Krebsformen nützlich sein, die mit Platinpräparaten behandelt werden. Die schwächeren Nebenwirkungen würden es zudem ermöglichen, die Dosis des Krebsmittels zu erhöhen und so seine Wirksamkeit noch weiter zu verbessern.

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