Brustkrebs: Neue Therapie durch Blockade männlicher Sexualhormone
"Wir haben eine neue Unterart von Brusttumoren identifiziert, deren Wachstum durch Androgene und nicht durch Östrogen angeregt wird", sagt Myles Brown vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston. Sein Team konnte darüber hinaus zeigen, dass die Androgene zwei Signalwege aktivieren, die für den Effekt verantwortlich sind. Aus Hemmstoffen, die das Ankoppeln des Hormons an einen Rezeptor verhindern oder einen Bestandteil der Signalwege blockieren, könnten daher neue Krebsmittel für Kombinationstherapien entwickelt werden. Testosteron und andere Androgene kommen nicht nur bei Männern vor. Sie sind auch ein natürlicher Bestandteil des weiblichen Hormonhaushalts und an der Entwicklung der Sexualorgane beteiligt.
Die meisten Typen von Brusttumoren bestehen aus Krebszellen, die an ihrer Oberfläche Rezeptoren mit Bindungsstellen für Östrogen tragen. Bindet das Hormon, löst es wachstumsfördernde Signale aus. Das Medikament Tamoxifen blockiert die Östrogenrezeptoren und stoppt so das Krebswachstum. 25 bis 30 Prozent der Brustkrebstumoren haben keine Östrogenrezeptoren und können daher nicht so effektiv behandelt werden. Die Bedeutung der häufig zusätzlich vorhandenen Androgenrezeptoren für das Krebswachstum war bisher unklar. Die Forscher konnten nun nachweisen, dass es Tumoren ohne Östrogenrezeptoren gibt, die über aktive Androgenrezeptoren verfügen, also durch Androgene stimuliert werden. In Versuchen mit Mäusen, denen solche Brusttumoren verpflanzt worden waren, bewirkte eine Behandlung mit dem Medikament Bicalutamid - einem Androgenrezeptor-Blocker - dass die Tumoren schrumpften. Der Tumortyp, der bei fünf bis zehn Prozent der Patientinnen vorliegt, produziert gleichzeitig den Rezeptor HER2 im Überschuss, was ebenfalls das Zellwachstum beschleunigt. Dieser Rezeptor lässt sich durch das Medikament Herceptin blockieren. Die Herceptinbehandlung könnte jetzt durch eine Kombinationstherapie verstärkt werden, die gleichzeitig den Androgenrezeptor blockiert.