Biomilch tatsächlich gesünder

„Wir waren überrascht von dem Ausmaß der Unterschiede für die Ernährungsqualität, die wir in dieser Studie dokumentiert haben“, kommentiert Charles M. Benbrook von der Washington State University in Enterprise die Ergebnisse aus den Staaten. „Das Ausmaß ist in den USA verglichen zu Europa ungefähr doppelt so groß“, erläutert der Professor vom Center for Sustaining Agriculture and Natural Resources gegenüber Wissenschaft aktuell. Dies liege daran, dass Milchkühe in Europa auch in konventioneller Haltung – wenn auch deutlich weniger als in Biohaltung – immer noch Zugang zur Weide bekämen. Das sei in den USA nur selten oder gar nicht der Fall. Dennoch, die Ergebnisse sind deutlich: „Im Schnitt enthielt Biomilch 25 Prozent weniger Omega-6-Fettsäuren und 62 Prozent mehr Omega-3-Fettsäuren als konventionell erzeugte Milch“, schreiben die Forscher. Selbst die Hälfte der in den USA beobachteten Größenordnung ist noch von Bedeutung.
Über einen Zeitraum von 18 Monaten hatten Benbrook und seine Kollegen bei 14 Milchverarbeitungsbetrieben knapp 400 Milchproben gesammelt – 164 stammten aus konventioneller, 220 aus ökologischer Herstellung. Sie verglichen die Zusammensetzung der Milch, insbesondere die Anteile verschiedener Fettsäuren. Es gilt als Risikofaktor für verschiedene Gesundheitsprobleme wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Entzündungsreaktionen oder auch Autoimmunerkrankungen und Krebs, mehr Omega-6- als die gesünderen Omega-3-Fettsäuren zu sich zu nehmen. Das Verhältnis dieser beiden Fettsäuren ist demnach ein entscheidender Faktor. Das lag bei Biomilch bei lediglich 2,28. Bei Milch aus konventioneller Haltung dagegen lag der Wert bei 5,77 – also um das Zweieinhalbfache höher und damit deutlich ungünstiger. Benbrook und seine Kollegen kalkulierten auf dieser Grundlage die Ernährung einer erwachsenen Frau. Ihren Berechnungen zufolge würde sich der Umstieg von gewöhnlicher Milch auf Biomilch – neben anderen Faktoren wie mehr Milchprodukte und eine verringerte Aufnahme von Omega-6-Fettsäuren – sehr positiv auf diese Bilanz auswirken. Selbst wenn der Effekt bei Milch hierzulande nur etwa halb so groß ist, bleibt er immer noch deutlich.
Milch von Biohöfen ist darüber hinaus tendenziell auch mit einer artgerechteren Tierhaltung verbunden. Überblick und Orientierungshilfe über die Bedingungen bei konventionellen und Bio-Milchmarken gibt der jüngst von der Welttierschutzgesellschaft e.V. herausgegebene Milchratgeber. Die Tierschützer hatten die Haltungsbedingungen der Kühe bei verschiedenen Milchmarken miteinander verglichen. Im Zentrum standen dabei vier wichtige Aspekte der Kuhhaltung: Stallhaltung mit oder ohne Auslauf im Freien, Fütterung, Enthornung sowie die Trennung von Mutterkuh und Kalb.