Bessere Plastik-Elektronik schneller gedruckt

Ausgefeilte Methode macht Herstellung flexibler Schaltkreise aus Kunststoffen deutlich schneller, günstiger und liefert bessere Qualität
Diese Bilder zeigen die ordnende Wirkung der Mikrosäulen auf die Kristallordnung in der halbleitenden Kunststoffschicht unter dem Mikroskop: Oben ohne und unten mit Mikrosäulen-Einfluss, jeweils mit einer Größenordnung von einem Millimeter und von 50 Mikrometern.
Diese Bilder zeigen die ordnende Wirkung der Mikrosäulen auf die Kristallordnung in der halbleitenden Kunststoffschicht unter dem Mikroskop: Oben ohne und unten mit Mikrosäulen-Einfluss, jeweils mit einer Größenordnung von einem Millimeter und von 50 Mikrometern.
© Y. Diao et al.
Menlo Park (USA) - Zwei Druck-Tricks machen elektronische Schaltkreise aus leitfähigem Kunststoff deutlich besser und billiger. Für flexible Displays, günstige Solarzellen oder auch Mikrosensoren wird solche biegsame Elektronik aus organischen Halbleitermolekülen preiswert und großflächig auf flexible Unterlagen gedruckt. Jetzt berichten US-Forscher von großen Verbesserungen in der Drucktechnik: Ihre dünnen Schichten leiten den Strom zehnmal effizienter als herkömmliche, sie sind schneller hergestellt und die so produzierten Halbleiter besitzen eine höhere Qualität. Zudem dürfte die neue Druckmethode namens FLUENCE mit unterschiedlichen organischen Materialien funktionieren, schreiben die Physiker im Fachblatt „Nature Materials“. Sie stellen damit Streifen aus großen, akkurat angeordneten Kristallen her. Ohne große Defekte im Kristallgitter, wie sie beim üblichen Schnelldruck oft entstehen, kann elektrische Ladung leichter hindurchfließen.

„Dies könnte zu einem revolutionären Fortschritt in der organischen Elektronik führen“, erklärt Zhenan Bao von der Stanford University und dem US-staatlichen Beschleuniger-Labor SLAC: „Wir sind bestens vorangekommen, aber ich glaube, wir kratzen bislang nur an der Oberfläche.“ Sein Team um Ying Diao und Stefan Mannsfeld konzentrierte sich weniger auf die chemischen Eigenschaften der Materialien als vielmehr auf die Physik des Druckvorgangs. Indem Diao das Fließen des Lösungsmittels kontrollierte, in welchem die organischen Moleküle gelöst waren, konnte sie Defekte in der Kristallbildung minimieren. Entsprechend steht FLUENCE für „fluid-enhanced crystal engineering“: flüssigkeitsunterstützte Kristallkonstruktion. Das Kontrollieren der Flüssigkeit ist zentral, wurde aber bislang kaum beachtet, so Diao: Denn wenn sich die „Tinte“ während des Druckens nicht gleichmäßig verteilt – ein häufiges Problem bei schnellen Printverfahren –, so sind die Halbleiterkristalle von Fehlstellen durchzogen.

Die Forscherin entwickelte deshalb eine Drucklamelle, auf deren Oberfläche winzige Säulen die Druckflüssigkeit durchmischen und so eine einheitliche Verteilung ermöglichen. Außerdem verhinderte sie ein weiteres oft auftretendes Problem: die Neigung zur zufälligen Kristallbildung auf der Unterlage. Vorgegebene chemische Muster auf dem Substrat sorgen nun dafür, dass die organischen Kristalle nur passend zur Druckrichtung entstehen. Röntgenuntersuchungen an der Stanford Synchrotron Radiation Lightsource (SSRL) bestätigten die Verbesserungen und führten schließlich zu hochgeordneten Dünnschichten aus Kristallen, die deutlich besser strukturiert und mindestens zehnmal länger waren als solche aus anderen Methoden auf Lösungsmittelbasis.

Auch mit einem anderen organischen Halbleitermaterial erzielten die Forscher eine deutlich verbesserte Molekularstruktur und eine bessere Qualität der Schicht. Sie vermuten sogar, dass ihre Methode mit einer Vielzahl von Materialien funktionieren wird. Als nächstes will das Team nun feststellen, welche theoretischen Prinzipien zwischen Material und Prozess der großen Verbesserung zugrunde liegen. Dies dürfte die Herstellung optimieren helfen und die elektronischen Eigenschaften gedruckter Dünnschichten so gut steuern lassen wie nie zuvor. Auch einer Produktion im großen Maßstab und weiterer Kostensenkung steht wenig im Wege, so Diao: „Noch besser ist, dass sich die meisten FLUENCE-Konzepte auch den Bedürfnissen der Industrie anpassen lassen.“

© Wissenschaft aktuell


 

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