Baumfrosch schüttle Dich!

Vibrationen bilden ein zentrales Mittel zur Kommunikation der Amphibien
Boston (USA) - Baumfrösche kommunizieren auch über Vibrationen, die sie über Äste schicken. Indem sie ihren ganzen Körper schütteln, versetzen die Amphibien in Auseinandersetzungen mit Rivalen die Äste in Schwingung, haben Biologen aus Amerika und Australien bei Rotaugenlaubfröschen in Panama beobachtet. Mit den Vibrationen senden die Tiere eine Reihe von Informationen aus, etwa über ihren Status, aggressive Absichten sowie ihre Größe, berichten die Forscher im Fachblatt "Current Biology".

"Vibrationen des Untergrundes haben bisher wenig Aufmerksamkeit als ein Kanal für Informationsübertragung erfahren, insbesondere unter auf Bäumen lebenden Wirbeltieren", schreiben Michael Caldwell von der Boston University und seine Kollegen. "Diese Gruppe schließt viele Frösche und Eidechsen ein und die große Mehrheit von Vögeln und Primaten, Tiergruppen, die den Kern unseres Verständnisses der Wirbeltierkommunikation gebildet haben. Bisher wissen wir nahezu nichts über Vibrationssignale bei diesen Spezies." Im Smithsonian Tropical Research Institute in Panama hatten die Biologen das Verhalten von Rotaugenlaubfröschen (Agalychnis callidryas) in einer Reihe von Experimenten beobachtet. Dabei konfrontierten sie insgesamt 66 Froschmännchen mit Vibrationen, die bei Begegnungen unter Rivalen aufgezeichnet worden waren.

Die Forscher simulierten die zitternden Bewegungen mithilfe mechanischer Rüttler. Als optischen Reiz boten sie einen Roboterfrosch dar. So schufen sie unterschiedliche Szenarien, in denen sie die Reaktionen der Tiere beobachten konnten: darunter ein statisches Froschmodell, zitternde Vibrationen mit statischem Froschmodell, ein ausschließlich optisch zitterndes Froschmodell ohne tatsächliche Vibrationen des Untergrundes, gleichzeitig Vibration und zitternder Roboterfrosch, eine Kontrolle ohne Froschmodell und ohne Vibrationen sowie Scheinvibrationen, die nicht dem natürlichen Muster entsprachen.

Sie stellten fest, dass die von dem Schütteln der Frösche erzeugten Pflanzenvibrationen als Signal fungieren und anderen Baumfröschen ebenfalls zitternde Bewegungen als Antwort entlocken. Der optische Eindruck scheint dabei durchaus ebenso eine wichtige Rolle zu spielen, denn optische Reize machten die Tiere noch aggressiver. Beim Aufeinandertreffen von Männchen waren Vibrationen das häufigste aggressive Verhalten und deren charakteristische Merkmale variierten mit der Größe des Männchens und dem Kontext. Die Biologen vermuten, dass auch die meisten anderen Verhaltensweisen zur Kommunikation einschließlich der akustischen Rufe starke Vibrationen erzeugen, die die Pflanzen entlang wandern und dabei ebenfalls Informationen übermitteln.

Obwohl frühere Studien belegt haben, dass bei Gliederfüßern Vibrationen eine Rolle für die Kommunikation spielen und Forscher vermuteten, dass dies auch bei auf Pflanzen oder Bäumen lebenden Wirbeltieren der Fall sein könnte, konnte dieses Verhalten bislang nicht experimentell nachgewiesen werden. Caldwell vermutet, dass diese Kommunikationsform womöglich deshalb nicht bemerkt wurde, weil sie leicht übersehen wird und Baumfrösche sich zudem unter weißem Licht nicht normal verhalten. "Als wir vibrationsempfindliche Beschleunigungsmesser an den Pflanzen anbrachten und die Frösche unter Infrarotlicht beobachteten, sahen wir eine ganze neue Bandbreite faszinierender Verhaltensweisen", erzählt der Biologe. Weitere Studien der Kommunikation über Vibrationen bei auf Bäumen lebenden Spezies könnten das Verständnis des Kommunikationsverhaltens dieser Arten im Besonderen und der Kommunikation von Tieren im Allgemeinen verbessern.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Vibrational Signaling in the Agonistic Interactions of Red-Eyed Treefrogs", Caldwell et al.; Current Biology (DOI 10.1016/j.cub.2010.03.069)


 

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