Bauchspeicheldrüsenkrebs: Gute Chancen für eine frühe Diagnose

Mehr als zehn Jahre vergehen, bis sich ein Tumor der Bauchspeicheldrüse so weit entwickelt hat, dass er Metastasen erzeugen kann
Zystisches Adenokarzinom (rot markiert) der Bauchspeicheldrüse (grün umrandet), Computertomographische Aufnahme mit Kontrastmittel
Zystisches Adenokarzinom (rot markiert) der Bauchspeicheldrüse (grün umrandet), Computertomographische Aufnahme mit Kontrastmittel
© MBq
Baltimore (USA)/Hinxton (Großbritannien) - Bauchspeicheldrüsenkrebs wird in den meisten Fällen zu spät diagnostiziert - erst dann, wenn sich schon Metastasen gebildet haben. Das liegt jedoch nicht daran, dass bei dieser Krebsart bereits in einem sehr frühen Stadium Metastasen entstehen, berichten amerikanische und britische Molekularbiologen. Durch genetische Analysen von Primärtumoren und Tochtergeschwülsten konnten sie erstmals den zeitlichen Verlauf der Krebsentwicklung rekonstruieren. Demnach dauert es mehr als zehn Jahre vom Beginn des Tumorwachstums bis zur Bildung von Metastasen, schreiben die Forscher im Fachjournal "Nature". Jetzt müsse man versuchen, dieses weite Zeitfenster auszunutzen, um den Krebs so früh zu erkennen, dass er noch therapierbar ist.

"Erstmals verfügen wir jetzt über quantitative Angaben darüber, wie sich Bauchspeicheldrüsenkrebs entwickelt. Es gibt zwar eine sehr große Zeitspanne für den frühen Nachweis der Krankheit, aber zurzeit erfolgt die Diagnose erst dann, wenn dieses Zeitfenster schon geschlossen ist", sagt Christine Iacobuzio-Donahue vom Pancreatic Cancer Research Center der Johns Hopkins University in Baltimore. Bisher ist eine Früherkennung dieser Krebsform nicht möglich. Die meisten Patienten sterben innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose. Zu diesem Zeitpunkt haben sich bereits Metastasen, meist in Leber und Lungen, gebildet, die für den tödlichen Verlauf der Krankheit verantwortlich sind.

In Zusammenarbeit mit Forschern des Wellcome Trust Sanger Institute in Hinxton analysierte das Team von Iacobuzio-Donahue die Gene der Krebszellen von 13 kurz zuvor verstorbenen Patienten. Mehr als die Hälfte der krebsrelevanten Mutationen ließ sich sowohl im Primärtumor der Bauchspeicheldrüse als auch in den Metastasen nachweisen. Bereits innerhalb des Primärtumors hatten sich durch weitere Mutationen unterschiedliche Krebszelltypen mit der Fähigkeit entwickelt, sich aus dem Zellverband zu lösen und an anderer Stelle neue Tumoren zu bilden. Bei andauernder genetischer Instabilität traten dann innerhalb der Metastasen zusätzliche Mutationen auf. Mithilfe mathematischer Modelle errechneten die Forscher, dass es etwa zwölf Jahre dauert, bis sich nach der ersten Krebs auslösenden Mutation die Zelle entwickelt hat, aus der der Primärtumor hervorgeht. Im Laufe von weiteren sieben Jahren entstehen Tumorzellen, die Metastasen bilden können. Danach vergehen im Durchschnitt noch knapp drei Jahre bis zum Tod des Patienten.

Insbesondere die bereits im Frühstadium der Krebsentwicklung entstandenen genetischen Veränderungen könnten einen Weg für Therapien weisen, die gegen alle Typen von Krebszellen wirksam wären. Gleichzeitig würden sie bei der Krebsfrüherkennung helfen, eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg solcher Therapien. Neue Methoden der Krebsvorsorge bestünden etwa darin, durch Einsatz endoskopischer Verfahren oder eines Bluttests ein Bauchspeicheldrüsenkarzinom an veränderten Genen oder Genprodukten zu erkennen, bevor sich Metastasen entwickelt haben. Dazu könnten beispielsweise ab einem bestimmten Lebensalter Routineuntersuchungen angeboten werden.

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Quelle: "Distant metastasis occurs late during the genetic evolution of pancreatic cancer", Shinichi Yachida et al.; Nature, Vol. 467, p. 1114
"The patterns and dynamics of genomic instability in metastatic pancreatic cancer", Peter J. Campbell et al; Nature, Vol. 467, p. 1109


 

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