Bakterien auf den Hund gekommen

Die Haustiere verändern auf charakteristische Weise das Keimspektrum im Zuhause
Abstriche von neun unterschiedlichen Oberflächen lieferten das Probenmaterial für die Erbgutanalysen.
Abstriche von neun unterschiedlichen Oberflächen lieferten das Probenmaterial für die Erbgutanalysen.
© Holly Menninger, North Carolina State University
Raleigh (USA) - Ein Hund hält nicht allein Einzug bei seiner Familie, sondern bringt auch gleich noch eine Vielzahl winziger Mitbewohner mit: Wer einen Hund hat, beherbergt mehr Bakterien in seinem Heim als Nicht-Hundebesitzer. Darunter befinden sich auch ganz charakteristische Keime, die in hundefreien Haushalten kaum zu finden sind. Das berichten US-Biologen im Fachblatt „PLoS ONE“, nachdem sie eine Reihe möglicher Faktoren analysiert haben, die die Zusammenstellung unterschiedlicher Lebensgemeinschaften von Mikroorganismen in menschlichen Behausungen beeinflussen könnten. Hunde sind demnach ein zentraler Einflussfaktor. Dies könnte den Zusammenhang zwischen einem Hund im Haus und einem verringerten Allergierisiko erklären.

„Wir wollten wissen, welche Variablen die mikrobiologischen Ökosysteme in unserem Zuhause beeinflussen“, erläutert Robert R. Dunn von der North Carolina State University in Raleigh. „Der größte Unterschied, den wir bisher gefunden haben, ist, ob man einen Hund hat.“ Anhand der Bakterien, die auf dem Fernsehbildschirm oder dem Kopfkissen zu finden sind, lasse sich sagen, ob ein Hund im Haushalt lebt oder nicht. Beispielsweise seien Bakterien, die für gewöhnlich im Boden gefunden werden, in Hunde-Haushalten rund 700mal häufiger anzutreffen als in hundefreien Haushalten.

„Wir hinterlassen einen mikrobiologischen ‚Fingerabdruck’ auf allem, was wir anfassen“, sagt Dunn. Manche der Bakterien stammen zum Beispiel von der Haut, andere aus dem Speichel, wieder andere aus dem Kot. Auch wenn sie mit bloßem Auge nicht zu sehen sind – dass Bakterien immer und überall zu finden sind, ist längst bekannt. Trotzdem ist das Wissen darüber, welche Bakterienarten genau sich in welcher Zahl und in welchen Gemeinschaften in Wohnräumen zu tummeln pflegen und welche Faktoren die Zusammensetzung beeinflussen, begrenzt. Um dem auf den Grund zu gehen, hatten Dunn und seine Kollegen Bakterien-Erbgut in Proben analysiert, die auf neun unterschiedlichen Flächen in 40 Haushalten gesammelt worden waren – darunter Fernsehbildschirme, Küchenanrichten, Kühlschränke, Türgriffe, Toilettensitze und Kopfkissen.

Ihre Ergebnisse zeigen nicht nur, dass die Anwesenheit eines Hundes das Artenspektrum an Bakterien in einem Heim ganz charakteristisch beeinflusst. Sie legen unter anderem auch dar, dass grundsätzlich drei unterschiedliche Lebensräume für die Mikroorganismen existieren: Orte, die man anfasst – Orte, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen – Orte, auf denen sich Staub sammelt. „Wir hinterlassen einen mikrobiologischen ‚Fingerabdruck’ auf allem, was wir anfassen“, sagt Dunn. Die Unterschiede zwischen den drei einzelnen Habitaten sind größer als die zwischen verschiedenen Wohnungen beziehungsweise Häusern. So würden sich etwa die Lebensgemeinschaften auf zwei Kopfkissen aus zwei verschiedenen Haushalten mehr ähneln als die auf einem Kopfkissen und einer Küchenanrichte aus demselben Haushalt.

Zurzeit bearbeiten die Forscher noch Proben aus 40 andern Haushalten und wollen noch Proben aus 1.300 weiteren untersuchen. „Der größere Probenumfang wird uns helfen, besser zu verstehen, welche Reichweite an Variablen diese mikrobiellen Ökosysteme beeinflussen“, sagt Dunn. „Wir erwarten, dass die Mikrobenpopulationen in Behausungen in der Wüste andere sind als die in Behausungen in Manhattan, aber niemand weiß, ob das wirklich so ist. Wir wollen es herausfinden.“

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Quelle: „Home Life: Factors structuring the bacterial diversity found within and between homes”, Robert R. Dunn, Holly L. Menninger et al.; PLOS ONE, Ausgabe vom 22. Mai


 

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