Bagdad war in seiner Blüte häufiger eingeschneit
“Klima-Informationen aus diesen uralten Quellen beziehen sich meist auf extreme Wetterereignisse wie Dürren oder Überflutungen, die großen Einfluss auf die Gesellschaft hatten“, meint Fernando Dominguez-Castro. Laut dem Forscher von der spanischen Universidad de Extremadura sind in den Chroniken aus dem alten Bagdad auch Berichte über Hagelstürme, Schneefälle und gefrorene Flüsse enthalten. „Diese Anzeichen eines plötzlichen Temperatureinbruchs bestätigen die Vorstellung einer Kaltzeit im 10. Jahrhundert kurz vor der mittelalterlichen Wärmeperiode“, sagt Dominguez-Castro. So schneite es in Bagdad in den Jahren 908, 944 und 1007. Dagegen fiel im modernen Bagdad nur ein einziges Mal Schnee – im Jahr 2008.
Bisher verließen sich Meteorologen neben der Analyse von natürlichen Quellen vor allem auf offizielle Wetteraufzeichnungen wie Air-Force-Berichte aus dem zweiten Weltkrieg. In der aktuellen Untersuchung konzentrierten sich die spanischen Forscher jedoch auf das Bagdad in seiner Blütezeit zwischen 816 und 1009. In diesen 200 Jahren war die Stadt am Tigris ein kulturelles und wissenschaftliches Zentrum. Das spanische Forscherteam geht davon aus, dass es damals eine größere Anzahl an signifikanten Klimaereignissen und Kälteeinbrüchen gab als heute.
Originalarbeit: „How useful could Arabic documentary sources be for reconstructing past climate“, F. Dominguez-Castro et al.; Weather, DOI:10.1002/wea.835