Auch billige Brautgeschenke erfüllen ihren Zweck

Manche Männchen bestimmter Raubspinnen zahlen für Sex mit leeren Verpackungen statt mit nahrhaften Insekten
Zwei Listspinnen (Pisaura mirabilis) mit Brautgeschenk
Zwei Listspinnen (Pisaura mirabilis) mit Brautgeschenk
© Maria J. Albo
Aarhus (Dänemark) - Männliche Listspinnen erhöhen ihren Erfolg bei den Weibchen, wenn sie ihnen ein mit Spinnfäden eingewickeltes Insekt als Brautgeschenk überreichen. Aber einige Männchen täuschen die Weibchen, indem sie nur ein Präsent ohne verwertbaren Inhalt anbieten. Die Weibchen merken das zu spät. Dann brechen sie zwar die Begattung vorzeitig ab, aber der Fortpflanzungserfolg der Männchen wird dadurch kaum beeinträchtigt, haben dänische Biologen jetzt beobachtet. Dieses Verhalten hat sich entwickelt und in der Population etabliert, weil es den betrügerischen Männchen bei geringen Kosten großen Nutzen bringt, schreiben die Forscher im Fachblatt "BMC Evolutionary Biology".

"Die Evolution dieser männlichen Hinterlist beruht auf einer komplexen Kosten-Nutzen-Rechnung", sagt Maria Albo von der Universität Aarhus. Für die Männchen ist es mit Kosten verbunden, ein Geschenk zu finden und zu verpacken. Der Nutzen besteht darin, dass die Brautwerbung durch ein Mitbringsel deutlich erfolgreicher verläuft. Aber die Männchen können die Geschenkkosten bei nahezu gleich bleibendem Nutzen erheblich senken, wenn sie auf einen wertvollen Inhalt verzichten. Bei den ehrlichen Männchen besteht das Geschenk aus einem erbeuteten Insekt, das mit Spinnfäden umwickelt ist, weil es sich so besser transportieren lässt. Und je größer die Verpackung, desto attraktiver wirkt das Präsent auf ein Weibchen. Aber da die Verpackung den Inhalt nicht sofort erkennen lässt, ermöglicht sie ein betrügerisches Verhalten: Männchen können leere Hüllen von Insekten oder wertlose Pflanzensamen so einwickeln, dass ein Weibchen darauf hereinfällt. Von 16 untersuchten Brautgeschenken enthielten nur zehn ein Insekt.

Die Forscher ermittelten den Paarungs- und Fortpflanzungserfolg männlicher Listspinnen (Pisaura mirabilis), die einem umworbenen Weibchen ein echtes Geschenk, ein Päckchen mit wertlosem Inhalt oder gar nichts anboten. Beide Arten von Geschenken erhöhten gleichermaßen die Chance der Begattung. Diese dauerte umso länger, je aufwendiger die Verpackung war. Denn während das Weibchen ihr Geschenk noch auspackt, beginnt bereits die Spermienübertragung. Erst wenn es den Betrug bemerkt, bricht es die Begattung ab. Aber dann ist es schon zu spät: Die betrügerischen Männchen zeugen fast genauso viele Nachkommen wie die ehrlichen. Beim jetzigen Stand der Evolution haben also die Weibchen die schlechteren Karten. Für sie wäre es besser, den Betrug früher zu erkennen und Sex nur dem ehrlichen Freier mit echtem Fresspaket anzubieten.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Worthless donations: male deception and female counter play in a nuptial gift-giving spider", Maria J Albo et al.; BMC Evolutionary Biology (im Druck), http://www.biomedcentral.com/bmcevolbiol/


 

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