Atemloser Nacktmull
"In den extremsten Fällen haben die Neuronen von Nacktmullen ihre Funktion nach dem Einsetzen von Sauerstoffentzug mehr als sechsmal länger aufrecht erhalten als Maus-Neuronen", erläutert John Larson von der University of Illinois at Chicago. Gemeinsam mit seinem Kollegen Thomas Park hatte er die Widerstandfähigkeit von Nacktmull-Hirngewebe untersucht. Die Forscher stellten fest, dass die Nervenzellen sich eigentlich typisch unreife Eigenschaften erhalten. Alle Säuger-Föten leben in der Gebärmutter in einer sauerstoffarmen Umgebung und das Hirn behält auch nach der Geburt für eine kurze Zeit eine gewisse Widerstandskraft gegen Sauerstoffmangel bei. Doch bei Nacktmullen scheint diese Fähigkeit bis ins Erwachsenenalter bestehen zu bleiben.
"Wir denken, dass die extreme Widerstandsfähigkeit gegen Sauerstoffentzug ein Ergebnis evolutionärer Anpassungen an das Überleben in einer ständig sauerstoffarmen Umgebung ist", erläutert Park. "Der Trick wird nun darin bestehen, zu lernen, wie Nacktmulle in der Lage sind, den Hirnschutz vor geringem Sauerstoff zu behalten, so dass wir diese Information nutzen können, um Menschen zu helfen, die in Situationen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Ertrinken einen vorübergehenden Verlust von Sauerstoff erleiden."
Für gewöhnlich sind die Gehirne von Säugern extrem empfindlich, was Sauerstoffmangel betrifft, und halten diesen Zustand nicht lange aus, ohne massiven Schaden zu erleiden. Nacktmulle aber leben unter extremen Bedingungen: in Kolonien mit bis zu 300 Mitgliedern in engen, unterirdischen Bauten, in denen die Luft häufig viel Kohlendioxid, aber kaum Sauerstoff enthält. Die Luft dort ist derart schlecht, dass jedes andere Säugetier irreversible Hirnschäden davontragen würde, wenn es dort lebte.