Arterienverkalkung: Was unbedenkliche Ablagerungen gefährlich werden lässt

Wenn sich Zellmüll aus dem Inneren der Plaques plötzlich entleert, kann das zu Blutgerinnseln und damit zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen
New York (USA) - Arterienverkalkung kann zu Blutgerinnseln führen - mögliche Folgen sind Herzinfarkt und Schlaganfall. Was viele nicht wissen: Nur ein Bruchteil der Ablagerungen besitzt überhaupt das Potenzial, wirklich derart gefährlich zu werden. Hinweise darauf, warum nur wenige dieser so genannten Plaques Probleme auslösen, haben jetzt amerikanische Mediziner gefunden. Sie vermuten, dass die Gefahr nicht in der Größe der Plaques liegt, sondern darin, was unter ihrer Oberfläche lauert. Darüber hinaus haben sie ein Schlüsselprotein ausgemacht, das an dem Prozess beteiligt ist, bei dem die meist harmlosen Plaques zu schädlichen werden, die tatsächlich die Entwicklung gefährlicher Blutgerinnsel in Gang setzen können. Eben dies zu verhindern, dass unbedenkliche Ablagerungen zu gefährlichen werden, könnte einen Behandlungsansatz für Arterienverkalkung darstellen. Und die Details, welche die Forscher im Fachblatt "Cell Metabolism" schildern, könnten dabei möglicherweise helfen.

Nur etwa zwei Prozent der Plaques sind nicht harmlos. Dabei geht die wirkliche Gefahr nicht von der Größe der fettigen Ablagerungen aus, denkt Ira Tabas vom Columbia University Medical Center in New York. Vielmehr ist es Material toter Zellen im Inneren der Ablagerung, das sich dort ansammelt - ähnlich wie Magma, das unter einem Vulkan brodelt, bis er ausbricht. Wenn eine solche Ablagerung also plötzlich aufbricht, kann sich ein gefährliches Blutgerinnsel im Gefäß bilden. "Diese plötzliche Gerinnung ist es, die den Blutfluss einschränkt und Herzinfarkt, Schlaganfall oder plötzlichen Herztod auslösen kann", erklärt Tabas. In Versuchen mit für Arterienverkalkung anfälligen Mäusen fanden Tabas und Kollegen: Wird ein spezielles Gen ausgeschaltet, waren Plaques mit Gefahrenpotenzial deutlich kleiner. Dieses Gen enthält die Information für ein Protein, das in Stressreaktionen von Zellen involviert ist, die schließlich zum Zelltod führen können und damit die Bildung des gefährlichen Zellmülls fördern.

Wirkstoffe, die in diesen Mechanismus eingreifen und diese Form von Stress dämpfen, könnten daher letztlich der Behandlung von Herzkreislauferkrankungen dienen, vermuten die Mediziner. Bereits im Alter von 20 hat nahezu Jeder erste Anzeichen von Arterienverkalkung, die im Laufe der Jahre zunehmen. Den Zellstress und damit Zelltod einzuschränken, würde verhindern, dass potenziell gefährliche Plaques bedenklich groß werden. Bis ein solches Mittel verfügbar wäre, dürfte es allerdings noch Jahre dauern. Klassische Empfehlungen zu Ernährung und Gesundheit sind und bleiben immer noch die beste Möglichkeit, bedenklichen Plaques vorzubeugen. "Zwar mag sich unser Verständnis von Arterienverkalkung verändern", sagt Tabas, "doch die alten Standards, Ernährung, Sport und Risikofaktoren wie Cholesterin- und Blutdruckwerte im Auge zu behalten, bleibt immer noch die beste Option."

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: Columbia University Medical Center
"Reduced Apoptosis and Plaque Necrosis in Advanced Atherosclerotic Lesions of Apoe_/_ and Ldlr_/_ Mice Lacking CHOP", Thorp et al.; Cell Metabolism (Artikel im Druck)


 

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