Angriff auf Krebsstammzellen
"Unsere Arbeit zeigt eine allgemeine Strategie für die Suche nach neuen Krebstherapien, die sich bei jedem soliden Tumor einsetzen lassen, der auf Krebsstammzellen beruht", sagt Piyush Gupta vom Broad Institute in Cambridge. Die oft in nur sehr geringer Zahl in einem Tumor vorhandenen Krebsstammzellen unterscheiden sich von den übrigen Krebszellen dadurch, dass sie neue Tumoren bilden können und sehr widerstandsfähig gegen Bestrahlung und Chemotherapien sind. Um eine dauerhafte Heilung zu erzielen, müssen daher sämtliche Krebsstammzellen zerstört werden. Bei der Suche nach entsprechenden Wirkstoffen besteht das Problem, dass nicht genügend Krebsstammzellen für die nötigen Tests zur Verfügung stehen.
Den Forschern des Broad Institute und des Whitehead Institute for Biomedical Research ist es gelungen, menschliche Brustkrebszellen im Labor gentechnisch so zu verändern, dass sich daraus große Mengen von Zellen mit Eigenschaften von Krebsstammzellen anzüchten ließen. Diese setzten sie für das automatisierte Screening-Verfahren ein, bei dem 16.000 chemische Substanzen auf ihre selektive Wirkung auf Krebsstammzellen getestet wurden. Salinomycin zeigte schließlich nicht nur bei den künstlich erzeugten sondern auch bei natürlichen Krebsstammzellen die stärkste abtötende Wirkung. Das Mittel verringerte den Anteil dieses Zelltyps in Proben menschlicher Brustkrebszellen 100-mal stärker als das Krebsmedikament Paclitaxel. Bei Mäusen hemmte die Behandlung mit Salinomycin das Wachstum von Brusttumoren.
Noch lässt sich nicht sagen, ob das Mittel für einen Einsatz bei Menschen geeignet ist. Auch der Wirkmechanismus ist noch nicht aufgeklärt. Die Forscher haben lediglich festgestellt, dass es den Kalziumhaushalt der Zellen beeinflusst. Salinomycin oder ein anderer auf dieselbe Weise entdeckter Wirkstoff gegen Krebsstammzellen müsste, so die Autoren, in Kombination mit anderen Krebsmitteln eingesetzt werden, um sämtliche Typen von Tumorzellen zu zerstören.
DOI 10.1016/j.cell.2009.06.034