Ameisenkönigin: Je älter desto fruchtbarer

Auch hohe Rate der Eiablage beeinträchtigt die Lebensdauer nicht
Regensburg - Bei den meisten Tieren lässt die Fruchtbarkeit mit dem Alter nach. Doch bei Königinnen einer brasilianischen Ameisenart haben deutsche Biologen jetzt das Gegenteil beobachtet: Bis kurz vor ihrem Tod steigt die wöchentliche Eierproduktion immer weiter an. Eine besonders hohe Legeleistung wirkt sich auch nicht nachteilig auf die Lebensdauer der Tiere aus, berichten die Forscher im Online-Journal „PLoS-One“. Wahrscheinlich hängt diese Eigenart mit der Lebensweise der Ameisen zusammen und hat sich möglicherweise auch bei anderen sozialen Insekten entwickelt.

„Die Anzahl der Eier, die die Königinnen wöchentlich in den letzten beiden Wochen ihres Lebens legten, war meist deutlich höher als die durchschnittlich pro Woche produzierte Menge an Eiern“, schreiben Jürgen Heinze und Alexandra Schrempf von der Universität Regensburg. Von Insekten wie Taufliegen, Käfern und Schlupfwespen – sowie den meisten anderen Tierarten – ist dagegen bekannt, dass sich die weibliche Fruchtbarkeit in höherem Alter verringert. Ob sich die Entdeckung der Forscher auf die von ihnen untersuchte Ameisenart Cardiocondyla obscurior beschränkt, ist noch ungeklärt. Die Königinnen dieser Art werden etwa 26 Wochen alt. Die kleinen Kolonien bestehen nur aus 20 bis 30 Arbeiterinnen und bis zu fünf Königinnen.

Die Biologen platzierten 25 begattete Königinnen zusammen mit jeweils 20 Arbeiterinnen in separate Behälter und dokumentierten für jede Kolonie die Zahl der wöchentlich gelegten Eier während der gesamten Lebenszeit der Königinnen. Alle Puppen, die sich aus den Eiern entwickelten, wurden entfernt und die Zahl der Arbeiterinnen blieb unverändert. Es zeigte sich, dass die wöchentliche Eiablagerate bis zum Tod der Königinnen zunahm. Unter natürlichen Bedingungen würde mit der Zeit auch die Zahl der Arbeiterinnen in einer Kolonie ansteigen und so die Versorgung der Königin verbessern, was vielleicht die Fruchtbarkeit noch weiter steigern könnte.

Eine höhere Fortpflanzungsrate war nicht mit einem kürzeren Leben verbunden. Im Gegenteil: Jungfräuliche Königinnen, die nur wenige, unbefruchtete Eier legten, hatten eine um ein Drittel verkürzte Lebenszeit und die sterilen Arbeiterinnen lebten im Durchschnitt nur 15 Wochen lang. Der bei vielen anderen Tieren lebensverkürzende Effekt einer hohen Fortpflanzungsaktivität wirkt sich vielleicht deshalb nicht auf das sexuell aktive Weibchen aus, weil er bei sozialen Insekten durch die Mitglieder der gesamten Kolonie kompensiert wird, vermuten die Forscher. Die Ameisenkolonie verhalte sich auch in dieser Hinsicht eher wie ein Superorganismus, in dem die Königin das Sexualorgan darstellt. Das wäre dann vergleichbar mit einigen Tierarten wie der Dosenschildkröte oder dem Stör, deren Fruchtbarkeit mit zunehmender Körpergröße immer weiter wächst.

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Quelle: „Terminal Investment: Individual Reproduction of Ant Queens Increases with Age“, Jürgen Heinze und Alexandra Schrempf; PLoS ONE, DOI: 10.1371/journal.pone.0035201


 

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