Ameisen können lernen, neue Wege zu gehen
"Die Futterstelle würde zur Sackgasse, wenn die Ameisen ihr Orientierungsprinzip: 'auf gleichem Weg zurück' nicht aufgeben könnten", sagt Pedro Leite Ribeiro von der University of Sao Paulo. Er und seine Kollegen beobachteten Blattschneiderameisen (Atta sexdens rubropilosa), wie sie Nahrung sammeln und in ihr Nest transportieren. Dazu legen die Insekten Ameisenstraßen an, die mit einem Pheromon markiert und in beiden Richtungen benutzt werden. Die Forscher veränderten einen solchen Pfad so, dass die Tiere auf dem Weg zum Futter von einem in der Luft endenden Steg abstürzten. Dadurch konnten sie nicht mehr, der Duftspur folgend, zurückgehen.
Die Insekten verloren aber ihre Orientierung nicht und fanden einen anderen Weg ins Nest. Auch auf diesem sorgten die Forscher dafür, dass die Tiere von einer halben Brücke fielen, bevor sie am Ziel ankamen. Hin- und Rückweg beim Futtersammeln wurden damit zu Einbahnstraßen. Die Ameisen gewöhnten sich erstaunlich schnell an die neue Route und behielten sie monatelang bei. Allerdings waren sie dabei auf ihre Augen angewiesen: Bei völliger Dunkelheit fanden sie den Weg nicht mehr. Diese Ergebnisse zeigen, so die Forscher, dass selbst Insekten ein scheinbar stereotypes Verhalten schnell einer veränderten Umwelt anpassen können. In diesem Fall waren die Tiere in der Lage, ihre normalerweise hauptsächlich durch den Geruchsinn geleitete Orientierung auf visuelle Signale umzustellen.