Alternativer Ansatz für Antidepressivum entdeckt

Bei Mäusen spielt ein säureempfindliches Protein eine zentrale Rolle für depressives Verhalten
Iowa City (USA) - Ein möglicher neuer Behandlungsansatz für Depressionen könnte in Zukunft Patienten helfen, die auf herkömmliche Medikamente nicht ansprechen oder diese nicht vertragen. Amerikanische Forscher haben einen weiteren Signalweg im Gehirn ausgemacht, der zumindest bei Mäusen eine Rolle für ängstliches und depressives Verhalten spielt. Das säureempfindliche Protein ASIC1a zu blockieren, könnte demnach eine alternative Grundlage für die Entwicklung neuer Antidepressiva darstellen, berichten sie im "Journal of Neuroscience". Da es sich um einen anderen biologischen Signalweg als die durch übliche Medikamente angesprochene handelt, würden vor allem Betroffene profitieren, denen bislang nicht geholfen werden kann.

"ASIC1a-Hemmstoffe könnten Depressionen bekämpfen, indem sie die Aktivität der Amygdala reduzieren", erläutert John Wemmie von der University of Iowa. "Aufgrund der Wichtigkeit der Amygdala für negative Gefühle und Angst spekulieren wir, dass die Hemmung von ASIC1a die Widerstandsfähigkeit des Gehirns gegen die negativen Effekte von Stress erhöht und möglicherweise die Wahrscheinlichkeit reduziert, Depressionen zu entwickeln." Wemmie und seine Kollegen hatten das Verhalten von Mäusen beobachtet, denen das Gen mit den Informationen für ASIC1a fehlte, sowie das Verhalten von gewöhnlichen Artgenossen, die mit Medikamenten behandelt worden waren, welche das Protein hemmen. In Stress-Experimenten, welche darauf angelegt sind, typisch depressive Verhaltensweisen hervorzurufen, zeigten diese Nager reduzierte Anzeichen von Depressionen.

Der von den Forschern beobachtete Effekt war vergleichbar mit der Wirkung einer Therapie mit Antidepressiva im Mausmodell. Eine Behandlung auf der Basis von ASIC1a würde über einen anderen Mechanismus wirken als gewöhnliche Antidepressiva, konnten die Forscher damit zeigen. Das legt nahe, dass Medikamente, die in diesen Signalweg eingreifen, eines Tages denjenigen helfen könnten, die auf gängige Mittel nicht ansprechen. Da herkömmliche Antidepressiva bisher alle auf ähnlichen Wirkmechanismen beruhen und bei mehr als einem Drittel der Patienten nur eingeschränkt helfen, ist es besonders interessant, Mittel auf der Basis anderer Signalwege zu finden.

ASIC1a kommt in Hirnbereichen vor, die mit Stimmung in Zusammenhang gebracht werden, einschließlich der Amygdala. Dieses Areal gilt als entscheidend für negative Gefühle wie Ärger, Angst und Furcht. Bereits in früheren Studien konnten die Forscher zeigen, dass die Aktivität der Amygdala bei Tieren, denen das ASIC1a-Gen fehlte, reduziert ist. In ihrer aktuellen Untersuchung gelang es Wemmie und seine Kollegen auch, diesen antidepressiven Effekt wieder rückgängig zu machen, indem sie das Gen allein in der Amygdala wieder aktivierten. Dieses Ergebnis untermauert die Vermutung, dass Depressionen - zumindest zum Teil - durch eine Überaktivität der Amygdala hervorgerufen werden können.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Acid-Sensing Ion Channel-1a in the Amygdala, a Novel Therapeutic Target in Depression-Related Behavior", John A. Wemmie et al.; The Journal of Neuroscience (Vol. 29, S. 5381)


 

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