Alte Waffen verraten unerwartete Hai-Vielfalt

„Wir entdeckten Spuren davon, wie dieses Riffe einst gewesen sind, wie ein Schatten der biologischen Vielfalt“, erklärt Joshua Drew von der New Yorker Columbia University die ungewöhnliche Vorgehensweise. „Durch das Verständnis, wie die Riffe aussahen, hoffen wir zu Erhaltungsstrategien zu kommen.“ Damit könnte man sie vielleicht wieder zu ihrer früheren Pracht bringen. Drew untersucht im Department für Ökologie, Evolution und Umweltbiologie (E3B) das Umfeld von Korallenriffen auf unterschiedlichen Ebenen. Ihm zufolge waren Haifische auf den 16 Atollen der Gilbert-Inseln – Teil des Pazifikstaates Kiribati – stets ein wichtiger Teil der Kultur. Historische Aufzeichnungen berichten von einem komplizierten Ritualsystem rund um das Hai-Fischen. Und auch das Herstellen von Fischerei-Geräten und Waffen mithilfe der scharfen Zähne unterlag festen Regeln.
Nun deuteten 120 Haifischzahn-Gerätschaften aus dem Field Museum of Natural History auf unerwartete Hai-Arten in der Region. Lanzen und Speere, Schwerter, Dolche und Knüppel, alle mehr oder weniger dicht mit den dreieckigen Zähnen besetzt, gehörten zu einer Sammlung aus dem 19. Jahrhundert. Drews Team und Kollegen aus dem Museum identifizierten an ihnen acht verschiedene Hai-Arten, von denen zwei Arten in der Region der Gilbert-Inseln eigentlich nicht hätten vorkommen sollen. Weder in heutigen Bestandsaufnahmen noch in historischen Aufzeichnungen waren der Schwarzhai (Carcharhinus obscurus) und eine zweite Art je erwähnt. Sie leben heute nur in anderen Gewässern rund um den Globus. So halten es die Forscher zwar für theoretisch möglich, dass sie rund um Kiribati noch immer extrem selten vorkommen könnten. Wahrscheinlicher sei es aber, dass sie von der dortigen Bevölkerung ausgerottet wurden.