Algen dekontaminieren radioaktives Wasser
"Eine Zunahme der Strontium-Aufnahme um mehr als zwei Größenordnungen konnten wir quantitativ belegen", schreiben Derk Joester und seine Kollegen vom Department for Chemical and Biological Engineering. Mit Röntgenstrahlung einer Synchrotronstrahlungsquelle durchleuchteten sie die nur Bruchteile eines Millimeter großen Organismen. Dabei zeigte sich, dass die Algen aus einer wässrigen Lösung aus Strontiumsulfat selektiv genau diese Metallverbindungen aufnehmen konnten. Sie wurden als Kristalle in dünne Organellen, den Vakuolen der Alge, eingelagert.
Doch bei diesem Prozess sind die Algen wählerisch. Normalerweise nutzen sie ihre Sortierfähigkeit, um Barium- von Calziumverbindungen zu trennen. Da Strontium im Periodensystem jedoch zwischen diesen beiden Metallen steht, kann es ebenfalls von den winzigen Organismen aufgenommen werden. In der natürlichen Gewässern kommt Strontium zwar kaum vor, doch nach Nuklearunglücken wie in Tschernobyl gelangte das radioaktive Strontium-90-Isotop in großen Mengen in die Umwelt. Nun hoffen die Forscher, mit ihren Algen eine wirksame Methode zur Dekontaminierung von Strontium-haltigen Gewässern entwickeln zu können.
Zur Reinigung des verseuchten Wassers in Fukushima können diese Algen allerdings wenig beitragen. Denn hier wurde kein Strontium, sondern mehr Jod-131 und Plutonium freigesetzt. Doch es ist nicht auszuschließen, dass andere oder genveränderte Algenarten in Zukunft auch diese radioaktiven Substanzen selektiv aus Wasser herausfiltern könnten.