15-Punkte-Skala verrät Alzheimerrisiko

Nicht nur altbekannte, sondern auch überraschende Faktoren verraten, wie wahrscheinlich es ist, in den kommenden sechs Jahren an Demenz zu erkranken
San Francisco (USA) - Ein neuer Alzheimertest könnte künftig helfen, besonders gefährdete Patienten schon frühzeitig zu erkennen. Neben bekannten und gängigen Aspekten berücksichtigt das Hilfsmittel zur Frühdiagnose, das US-Forscher entwickelt haben, auch einige überraschende Faktoren wie zum Beispiel Alkohol-Abstinenz und Untergewicht. Die auf 15 Punkten beruhende Skala hilft zuverlässig dabei, bei Menschen jenseits der 65 das Risiko für die neurodegenerative Erkrankung einzuschätzen, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt "Neurology". Wer acht oder mehr Punkte auf dieser Skala erreicht, hat demnach ein deutlich erhöhtes Risiko, im Laufe der folgenden sechs Jahre an einer Demenz zu erkranken.

"Dieser neue Risiko-Index könnte sehr wichtig sein - sowohl für die Forschung als auch für Menschen mit einem Risiko, eine Demenz zu entwickeln, und deren Angehörige", erläutert Deborah E. Barnes von der University of California in San Francisco. "Er könnte eingesetzt werden, um für Studien zu neuen Medikamente oder vorbeugenden Methoden Menschen mit einem hohen Risiko für Demenz zu finden. Ebenso könnte das Hilfsmittel Menschen ausmachen, die zwar noch keinerlei Anzeichen von Demenz zeigen, aber beobachtet werden sollten." So könne so früh wie möglich mit einer Behandlung begonnen werden und möglicherweise Denk- und Gedächtnisleistungen und damit die Lebensqualität länger erhalten bleiben.

Für die Entwicklung der 15-Punkte-Skala hatten Barnes und ihre Kollegen insgesamt 3375 Teilnehmer einer Gesundheitsstudie im Alter von durchschnittlich 76 Jahren ohne Anzeichen einer Demenz untersucht und über einen Zeitraum von sechs Jahren weiter beobachtet. Während dieser Zeit entwickelten 480 Teilnehmer - also 14 Prozent - eine Demenz. Die Forscher erarbeiten dann, welche Faktoren sich am besten eigneten, einzuschätzen, wer mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Demenz bekommen würde. Auf dieser Grundlage erstellten sie die 15-Punkte-Skala.

Einige der Punkte wie etwa hohes Alter, schlechtere Ergebnisse in Tests zu Denk- und Gedächtnisleistungen oder eine genetische Veranlagung überraschen nicht. Aber es fanden sich auch andere, weniger offensichtliche Faktoren: Wer untergewichtig ist, keinen Alkohol trinkt, eine Bypass-Operation hatte oder in einfachen Übungen zur Fingerfertigkeit wie dem Zuknöpfen eines Hemdes langsamer ist, neigt eher zu einer Demenz als Altersgenossen, die diese Risikofaktoren nicht haben. 56 Prozent der Teilnehmer mit einer hohen Punktzahl auf der Skala entwickelten eine Demenz. Im Vergleich dazu waren es nur 23 Prozent derjenigen mit mittleren und nur 4 Prozent derer mit niedrigen Punktwerten. Die Zuverlässigkeit der Risiko-Skala müsse in weiteren Untersuchungen bestätigt werden, so Barnes. Außerdem wollen die Forscher noch einschätzen, ob auch eine kürzere und damit vereinfachte Version des Tests akkurat arbeitet.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Predicting risk of dementia in older adults - The late-life dementia risk index", Deborah E. Barnes et al.; Neurology (im Druck)


 

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