Zu viel Arbeit kann aufs Gemüt schlagen

Täglich mehr als elf Stunden Arbeit verdoppeln das Risiko für schwere Depressionen
Vincent van Gogh (1853–1890) - Trauernder alter Mann
Vincent van Gogh (1853–1890) - Trauernder alter Mann
© gemeinfrei
Helsinki (Finnland) - Regelmäßige Überstunden erhöhen die Gefahr für massive Depressionen, und zwar merklich: Diese Befürchtung bestätigt eine Studie internationaler Forscher mit mehr als 2.000 britischen Beamten. Wer täglich elf Stunden oder noch länger arbeitet, hat demnach ein mehr als doppelt so großes Risiko, eine schwere depressive Episode zu erleben, wie jemand, der dem Job sieben bis acht Stunden am Tag widmet. Eine plausible Erklärung, warum Überstunden mit der Entwicklung von Depressionen zusammenhängen, lässt sich direkt aus den Ergebnissen ihrer Studie allerdings nicht ableiten, erläutern die Forscher im Fachblatt „PLoS ONE“. Das Einbeziehen anderer möglicher Einflussfaktoren – etwa Belastung und soziale Unterstützung im Job, körperliche Erkrankungen, Rauchen und Alkoholgenuss – in die Analysen hatte kaum Auswirkung auf den Zusammenhang oder verstärkte ihn sogar noch. Diese kommen daher als Ursache nicht in Frage.

„Es kann Vorteile für den Einzelnen und die Gesellschaft haben, gelegentlich Überstunden zu machen“, sagt Erstautorin Marianna Virtanen vom Finnischen Institut für Arbeitsgesundheit in Helsinki. „Dennoch ist es wichtig zu erkennen, dass exzessiv zu arbeiten auch mit einem erhöhten Risiko für schwere Depressionen verbunden ist.“ Virtanen und ihre Kollegen hatten 1.626 Männer und 497 Frauen im Alter von durchschnittlich 47 Jahren für einen Zeitraum von im Mittel knapp 6 Jahren beobachtet. Sie erfassten dabei die Arbeitsstunden und das Auftreten von Depressionen. Zwölf Monate vor Beginn der Erhebung hatte keiner der Probanden eine schwere depressive Episode erlitten. Doch im Laufe der Untersuchung, so stellten die Forscher fest, war das Risiko für eine solche Episode bei denjenigen, die elf und mehr Stunden täglich arbeiteten, 2,4-mal größer als bei den Probanden, die sieben bis acht Stunden täglich arbeiteten.

Ihre Resultate stimmen mit manchen Beobachtungen aus früheren Studien überein, die ebenfalls einen Zusammenhang zwischen langer Arbeitszeit und Depressionen aufzeigen, erläutern Virtanen und ihre Kollegen. Bisherige Untersuchungen zu der Thematik waren allerdings zu widersprüchlichen Resultaten gekommen. So ergab sich in anderen Untersuchungen keine solche Verbindung. Die Forscher betonen, dass sich die Ergebnisse aus unterschiedlichen Studien kaum vergleichen lassen. So wurden zum Beispiel „Überstunden“ extrem unterschiedlich festgelegt. Für eine bessere Vergleichbarkeit zwischen Erhebungen plädieren die Wissenschaftler daher für eine einheitliche Definition.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „Overtime Work as a Predictor of Major Depressive Episode: A 5-Year Follow-Up of the Whitehall II Study”, Marianna Virtanen et al.; PLoS ONE, DOI:10.1371/journal.pone.0030719


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg