Wo habe ich vorhin mein Auto geparkt?

Das Abrufen von gerade erst geschaffenen Situationen geschieht in einem kleinen Abschnitt des Hippocampus - ohne ihn findet man sich in der gerade veränderten Situation nicht mehr zurecht
Der Hippocampus kommt genau genommen zweimal im Gehirn vor, nämlich in jeder Gehirnhälfte. Die Hippocampi sitzen jeweils im Temporallappen und gehören zu den evolutionär ältesten Strukturen des Gehirns.
Der Hippocampus kommt genau genommen zweimal im Gehirn vor, nämlich in jeder Gehirnhälfte. Die Hippocampi sitzen jeweils im Temporallappen und gehören zu den evolutionär ältesten Strukturen des Gehirns.
© Wikipedia / Public domain
Nottingham (Großbritannien) - Wo habe ich denn jetzt wieder meinen Schlüssel hingelegt? Wo auf diesem riesigen Supermarktplatz habe ich vorhin mein Auto geparkt? Der Mensch schafft ständig neue Situationen in seiner unmittelbaren Umgebung, auf die er dann wiederum flexibel reagieren muss. Wie das vor sich geht und welche Gehirnareale dafür wichtig sind, hat jetzt ein britisches Forscherteam untersucht. In Versuchen mit Ratten konnten sie feststellen, dass ein kleiner Abschnitt im Hippocampus für die Erinnerung an aktuelle Veränderung zuständig ist. Ist dieser Bereich beschädigt oder gestört, so legen die Forscher in der Fachzeitschrift "PLoS Biology" dar, kann das Individuum nicht mehr oder nur mit Mühe auf die veränderte Situation reagieren.

Schon seit Längerem ist bekannt, dass der Hippocampus wichtig ist für das Erlernen wechselnder Situationen in Alltagserfahrungen. Bisher war jedoch nicht bekannt, wo genau die Erinnerung an eine veränderte Situation in ein entsprechendes Verhalten - etwa ein kürzlich irgendwo geparktes Auto wiederzufinden - übersetzt wird. Das Team um Tobias Bast von der University of Nottingham identifizierte jenen Teil des Hippocampus, der genau für diese Aufgabe zuständig ist. Anschließend legten sie bei einigen Versuchsratten mit Hilfe eines Nervengifts diese Region lahm. Bei diesen Ratten und einer Kontrollgruppe unbehandelter Versuchsratten wurden nun beobachtet, ob sie den täglich wechselnden Ort einer Wasserplattform wiederfanden. Es zeigte sich, dass jene Ratten, bei denen der mittlere Teil des Hippocampus nicht mehr funktionierte, dabei große Schwierigkeiten hatten. Den unversehrten Ratten gelang dies hingegen mühelos.

Die mit dem Nervengift behandelten Ratten konnten jedoch offenbar, wie die Wissenschaftler feststellten, weiterhin Erinnerungen an bleibende Orte bilden, da die äußeren Enden des Hippocampus nicht angegriffen waren. Der Hippocampus ist somit an zwei Arten von Erinnerungsbildung beteiligt: an der Erinnerung an feste Orte, die immer wieder aufgesucht werden und der aktuell gebildeten Erinnerung an eine gerade geschaffene Situation, die ein bestimmtes Verhalten erfordert.

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Quelle: "From rapid place learning to behavioral performance: A key role for the intermediate hippocampus", Bast T, Wilson IA, Witter MP, Morris RGM; PLoS Biol 7(4) 2009: e1000089.doi:10.1371/journal.pbio.1000089


 

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