Wie gefährlich ist ein Flirt für eine bestehende Beziehung?

Der Flirt des Mannes bedroht, der Flirt der Frau bewahrt die Beziehung
Montreal (Kanada) - Ein kleiner Flirt auf der Straße oder im Cafe kann für eine bestehende Beziehung harmlos oder folgenschwer sein. Das hängt davon ab, wer von den beiden Partnern seine Blicke auf eine/n schöne/n Unbekannte/n wendet. Männer sehen nach einem Flirt ihre eigene Partnerin in einem schlechteren Licht, hat ein kanadisches Forscherteam jetzt herausgefunden. Frauen dagegen sind einem Flirt mit einem unbekannten Adonis zwar nicht abgeneigt, aber hinterher halten sie doch lieber den Mann fest, den sie bereits haben. Wie die Forscher im "Journal of Personality and Social Psychology" darlegen, konnten sie die unterschiedliche Wirkung von Flirts auf die Beziehung durch Experimente nachweisen.

In einem Experiment machte das Team um John E. Lydon von der McGill University 71 Männer nacheinander mit einer Frau bekannt. Etwa die Hälfte der Männer "erfuhr", dass die Frau Single sei. Der anderen Hälfte der Männer wurde angedeutet, dass die Dame schon vergeben sei. In ihrer Single-Rolle flirtete die Frau bereitwillig mit den Männern, als Frau in festen Händen ging sie auf die Flirts der Männer gar nicht ein. Nach diesen Interaktionen sollten die Männer einen Fragebogen ausfüllen, in dem sie darüber befragt wurden, was sie täten, wenn ihre Freundin etwas Irritierendes täte, wenn sie etwa ohne Grund ein Treffen absagen würde. Es zeigte sich, dass die Männer, die vorher hatten flirten können, ihrer Partnerin ihr Verhalten zu zwölf Prozent weniger verziehen als die Männer, die beim Flirten nicht zum Zug gekommen waren.

Bei den Frauen war es umgekehrt. Die Forscher machten 58 Frauen nacheinander mit einem gutaussehenden Mann bekannt, der der einen Hälfte der Frauen als "Junggeselle" präsentiert wurde, der andere Hälfte hingegen als in einer Beziehung befindlich. Auch die Frauen flirteten gern, wenn der gutaussehende Mann darauf einging. Im anschließenden Fragebogen zeigten sie sich jedoch milde gestimmt gegenüber ihren Partnern, wenn diese etwas Irritierendes getan hatten.

"Eine Deutung dieser Ergebnisse ist, dass Männer unfähig seien, sich vor einer Versuchung zu schützen", erklärt Lydon. "Das glauben wir aber nicht. Wir denken, dass Männer durchaus ihre Beziehung zu schützen versuchen würden, wenn sie befürchten müssten, dass ihre Beziehung durch die attraktive Single-Frau bedroht wäre." In einem weiteren Experiment konnten Lydon und seine Kollegen nachweisen, dass Männer tatsächlich Vermeidungsstrategien entwickeln, wenn sie eine Bedrohung ihrer Beziehung wahrnehmen. Es komme also vor allem darauf an, das Bewusstsein der Männer für diese Bedrohung zu schärfen. Frauen dagegen bekommen dieses Bewusstsein bereits in ihrer Sozialisation mit. "Frauen sind schon dazu erzogen worden, den Avancen schöner Männer zu misstrauen."

Journal of Personality and Social Psychology
Quelle: "If-Then Contingencies and the Differential Effects of the Availability of an Attractive Alternative on Relationship Maintenance for Men and Women", John E. Lydon, Danielle Menzies-Toman, Kimberly Burton; Journal of Personality and Social Psychology, Vol. 95, No. 1 (2008)


 

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