Wie der Mensch aus wenigen Genen möglichst viel macht
"Noch vor zehn Jahren galt das alternative Spleißen eines Gens als ungewöhnlich und exotisch. Aber jetzt stellt sich heraus, dass es ein fast generelles Merkmal menschlicher Gene ist", sagt Christopher Burge vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge. Er und seine Kollegen analysierten Boten-RNA aus zehn unterschiedlichen Geweben und fünf Kulturen menschlicher Krebszellen. Dieses Material lieferte Gensequenzen, die in ihrer Gesamtlänge mehr als dem Vierfachen des gesamten menschlichen Genoms entsprachen.
Vergleiche zwischen entsprechenden DNA- und RNA-Sequenzen ergaben, dass alternatives Spleißen bei 93 Prozent der Gene vorkommt. Das heißt, dass ein Gen einer Herzzelle die Produktion eines anderen Proteins veranlasst als dasselbe Gen in einer Hirnzelle. In manchen Fällen können das sogar Proteine sein, die genau entgegengesetzte Funktionen haben. Auch in Gehirnzellen verschiedener Menschen stellten die Forscher fest, dass aus der Vorläufer-Boten-RNA eines Gens unterschiedliche reife Boten-RNAs und damit auch individuell unterschiedliche Proteine entstehen können. Zu alternativem Spleißen kommt es auch, wenn sich Stammzellen zu spezialisierten Körperzellen oder normale Zellen zu Krebszellen entwickeln. Ein besseres Verständnis dieses genetischen Umschaltens, so die Autoren, könnte vielleicht helfen, neue Krebstherapien zu entwickeln.